Die neue OIB-Richtlinie 6 (Entwurf) steigert die Anforderungen an energieeffizientes Bauen enorm. A++ wird zum Goldstandard, über die Konversionsfaktoren wird noch gestritten.
Nicht nur Radiatoren müssen erneuert werden - gut 600.000 Anlagen in Österreich sind älter als 15 Jahre.
Das Kremser Forum Building Science 2011 brachte überraschende Einsichten in die Notwendigkeiten modernen Bauens. Alles wird anders. Nur die Physik bleibt gleich. Departmentleiter Peter Holzer skizzierte in seinem Vortrag, worauf Klimaschutz nach EU-Vorgaben und die heimische OIB-Richtlinie 6 hinauslaufen (müssen): Wer nicht radikal an die C02- und Energiemaßstäbe herangeht, wird kaum mehr bauen dürfen.

Basis des Baugeschehens ist die Beurteilung der EU, wonach die anthropogenen, also von Menschen verursachten, Treibhausgasemissionen die Hauptverursacher des Klimawandels sind.  Ihre Emission ist bis 2050 weltweit um 50% und innerhalb der EU um 80 bis 95% zu senken, (gegenüber der Basis 1990).
Holzer: „Um 80 Prozent – das ist ein Hammer“. Die mittleren Pro?Kopf?Emissionen von Treibhausgasen in Österreich betragen ca. 10,5 Tonnen pro Jahr etwa gleichverteilt auf die Bereiche Privater Konsum, Verkehr, Öffentliche Dienstleistungen und Ernährung, Gebäude (Heizen, Warmwasser, Stromanwendungen).

Sie sind bis 2050 auf den Zielwert von ca. 2 t/pa zu senken. Daraus ergibt sich zur angestrebten Klimastabilisierung für einen zukunftsfähigen Gebäudebestan die folgende Aufteilung:

2 t/p,a Nachhaltige Pro?Kopf?THG?Emissionen
500 kg/pa davon aus dem Gebäudebetrieb
55 m2BGF/p Statistische Konditionierte BGF je Person in Österreich
9 kg/m2BGF,a nachhaltige bruttogrundflächenbezogene THG?Emissionen aus dem Gebäudebetrieb

Daher lautet die Vorgabe für Österreichs Bau-Wirtschaft:
C02BGF  < 6 kg/m2BGFa

Derzeit ist eine OIB-Richtlinie 6 noch im Entwurfsstadium, die strenge Kriterien der Effizienzklassen vorsieht, um diese Vorgabe zu erreichen. Nur ein energetischer Standard von  A+ oder A++ erfüllt noch die Kriterien.

Hier die Stufen der Effizienzskala für die Darstellung der jährlichen Kohlendioxidemissionen C02BGF,SK pro m2 konditionierter Bruttogrundfläche (BGF) bezogen auf das Standortklima (SK), Klassengrenzen (Quelle: OIB-Entwurf vom 14.1.2011):
– Klasse A++: C02BGF ? 4 kg/m2a
– Klasse A+: C02BGF ? 6 kg/m2a
– Klasse A: C02BGF ? 9 kg/m2a
– Klasse B: C02BGF ? 18 kg/m2a
– Klasse C: C02BGF ? 36 kg/m2a
– Klasse D: C02BGF ? 54 kg/m2a
– Klasse E: C02BGF ? 72 kg/m2a
– Klasse F: C02BGF ? 90 kg/m2a
– Klasse G: C02BGF > 90 kg/m2a

Zum Vergleich die CO2?Emissionen exemplarischer Energieanwendungen (man sieht, dass ineffiziente Gebäude niemals diesen Anforderungen entsprechen können):
• 120 kWh/m2a Raumwärme mit Gaskessel 53 kgCO2/m2a
• 13 kWh/m2a Strom 6 kgCO2/m2a
• 35 kWh/m2a Raumwärme mit Holzkessel 1 kgCO2/m2a

Die Berechnung der C02-Verbräuche knüpft sich an die (noch umstrittenen) Konversionsfaktoren – also die Umrechnung, welcher Energieform welche CO2-Werte zuzurechnen sind. Hier wird noch gerungen.

Die Schlussfolgerungen für den Techniker Peter Holzer lauten daher:
1. Klimaneutralität von Gebäuden ist DIE gegenwärtige Herausforderung
2. Sie ist mit verschiedenen Strategien umsetzbar, stets bestehend aus einer Kombination von
– Definition der Bilanzgrenzen und Errechnen der CO2?Bilanz
– Reduktion der CO2?Emissionen
– Setzen von Kompensationsmaßnahmen
3. Es besteht erheblicher Spielraum in der Berechnungsmethodik, weshalb eine vollständige Dokumentation der Ansätze unerlässlich ist.

Vortrags-Folien zum Download


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