Nun wird es langsam konkret: Um die thermische Sanierung voranzutreiben, sollen Hauseigentümer zukünftig die Kosten leichter auf Mieter umlegen können. Auch beim Bau- und Planungsrecht sieht man Handlungsbedarf.
Nicht nur Radiatoren müssen erneuert werden - gut 600.000 Anlagen in Österreich sind älter als 15 Jahre.


Die deutsche Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) plant das Mietrecht auf Kurs "Klimaschutz" zu bringen: Mieter sollen - einem Gesetzentwurf zur Mietrechtsänderung zufolge - künftig stärker finanziell an der energetischen Gebäudesanierung beteiligt werden und zudem bei der Sanierung entstehenden Baulärm oder -schmutz erdulden müssen, ohne wie bisher zu einer Minderung der Miete berechtigt zu sein. Der Gebäudesektor in Deutschland ist für rund 300 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente und damit ein Drittel der Gesamtemissionen Deutschlands verantwortlich.

Weitergabe von 11% der Kosten
Aktuell kann ein Vermieter elf Prozent seiner Kosten für eine energetische Sanierung - also Dämmung, sparsamere Gebäudetechnik oder neue Fenster - jährlich an den Mieter über eine Erhöhung der Miete weitergeben. Zwar solle es bei diesen elf Prozent auch künftig bleiben, aber nach den Plänen von Leutheusser-Schnarrenberger soll der Begriff "Modernisierungskosten" deutlich weiter gefasst werden, als derzeit möglich.

Umlage ohne Kostenersparnis
Nach dem Gesetzentwurf könnten Vermieter künftig auch solche energetischen Maßnahmen auf die Miete umlegen, die beim Mieter zu keinerlei Kostenersparnis führen. Während beispielsweise der Einbau neuer Türen oder Fenster die Portemonnaies der Mieter real entlastet, dient beispielsweise eine Umstellung auf Fernwärme zwar dem Klimaschutz - die Kraft-Wärmekopplung würde so gefördert -,  dem Mieter aber bringt diese Form von Klimaschutz gar nichts an direkter Kostenersparnis.

Mieterbund vs. Naturschutzbund
Der Mieterbund bemängelt fehlende Effizienzkriterien. Direktor Siebenkotten: "Konsequenz dieser gesetzlichen Regelung ist, je teurer die Modernisierung ausfällt, desto höher steigt die Miete. Richtig wäre stattdessen zu sagen: Je besser und effizienter die Modernisierungsmaßnahme wirkt, desto mehr kann auch die Miete steigen. Dazu muss die 11-Prozent-Regelung abgeschafft und müssen Modernisierungsmieterhöhungen im System der Vergleichsmiete eingebaut werden."
Der Naturschutzbund Deutschland kritisiert den Gesetzentwurf dagegen als zu lasch: Der NABU fordert im Mietrecht, energetischen Modernisierungen wie beispielsweise dem Einbau neuer Fenster, oder einer effizienteren Heizung den Vorrang einzuräumen gegenüber etwa einer einfachen Renovierung des Bads oder der Küche.

Bau- und Planungsrecht neu?
Zudem plant die Bundesregierung ein "Gesetz zur Stärkung der klimagerechten Stadtentwicklung". Dem Entwurf zufolge sollen im  deutschen Baurecht an vielen Stellen Klimaschutzklauseln eingefügt werden. Beispielsweise soll in Flächennutzungsplänen künftig gezielt Flächen ausgewiesen werden, die für den Bau von Windrädern geeignet sind oder die mit dezentralen Kraftwerken oder Stromspeichern bebaut werden könnten.
Der Bau von Solaranlagen etwa auf Dächern soll ohne große Genehmigungen möglich sein, sofern die Gebäude außerhalb von Ortschaften liegen. Auch würde der Austausch von Windrädern leichter, das sogenannte "Repowering": Wer eine alte Windkraftanlage durch eine neue, leistungsstärkere ersetzen will, dürfte nach dem neuen Gesetz leichter eine Genehmigung bekommen; in der Novelle widmet sich ein eigener Passus dieser Thematik. Insgesamt werden sich Gemeinden künftig mehr mit Fragen des Klimaschutzes befassen müssen.

Energiekonzept bis 2050
Der Gesetzesentwurf ist Teil des schwarz-gelben Gesetzespakets zur Energiewende. Derzeit ist es in der Ressortabstimmung, Anfang Juni soll es vom Bundeskabinett gebilligt und danach im Bundestag beschlossen werden. Im Rahmen des Energiekonzepts plant die Bundesregierung, die Treibhausgase bis 2050 im Vergleich zu 1990 um 80 Prozent zu reduzieren. Zum Erreichen dieses Ziels sollen alle 18 Millionen Gebäude in Deutschland bis 2050 zu "Nullemissionshäusern" umgebaut werden.

Quellen:
klimaretter.info
sueddeutsche.de
Foto: Hautumm/pixelio.de


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