Das zeigt der aktuelle „Quartalsbericht Erhebung Netzanschluss“ der E-Control Austria. Damit rückt der jährliche Zubaubedarf von 2.000 MW, den Österreich laut österreichischem Netzinfrastrukturplan (ÖNIP) erreichen muss, in weite Ferne. Für das Gesamtjahr 2025 zeichnet sich damit – nach einem Zubau von rund 1.000 MW in den ersten drei Quartalen – ein massives Zieldefizit ab. Ein Szenario, vor dem der Bundesverband Photovoltaic Austria (PV Austria) schon seit längerem warnt.
„Die Zahlen sind wirklich alarmierend. Der Photovoltaik-Zubau befindet sich auf einem Tiefststand seit drei Jahren und die Branche steht unter immensem Druck. Man sieht, wie schnell der Fortschritt einbricht, wenn Rahmenbedingungen ins Wanken geraten. Die Unternehmen verlieren Aufträge, Arbeitsplätze geraten in Gefahr. Ohne verlässliche, politische Leitplanken wird sich diese Situation weiter verschärfen“, sagt Vera Immitzer, Geschäftsführerin von PV Austria.
„Offenbar funktioniert der Umstieg auf Solarenergie auch mit deutlich weniger staatlichen Subventionen ganz gut“
Andreas Kreutzer, Branchenradar
Politische Unsicherheit bremst Ausbau und verunsichert Haushalte
Vom Rückgang besonders stark betroffen ist das Segment der privaten PV-Anlagen (Anlagen bis 20 Kilowatt Engpassleistung; Balkonkraftwerke ausgenommen). Verantwortlich dafür sind vor allem politische Unsicherheiten: darunter die vorzeitige Abschaffung der Mehrwertsteuerbefreiung, unklare Förderbedingungen sowie die anhaltenden Diskussionen über mögliche Zusatzkosten für das Einspeisen von Strom.
Energiewende-Gesetze als Schlüssel zur Energieunabhängigkeit
Seit Jahren wartet die Branche auf die dringend benötigten Energiewende-Gesetze: das Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) und das Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungsgesetz (EABG). Aktuell wächst vor allem die Sorge vor einer weiteren Verzögerung. Wie wichtig jedoch politische Verlässlichkeit ist, bestätigt eine aktuelle Branchen-Umfrage. Auf die Frage, wo aus Sicht der Branche der größte politische Handlungsbedarf besteht, antwortete diese:
1. Verlässliche Politik: mit stabilen Gesetzen und Planungssicherheit
2. Speicheroffensive: Fördern von Batteriespeichern und systemdienliches Integrieren
3. Bürokratieabbau: mit weniger Verwaltungsaufwand bei Bau, Anschluss und Förderung
Starker Zubau an Photovoltaik – auch ohne üppige Förderungen
Dennoch lassen sich die Zahlen auch andersherum Iinterpretieren: Aus einer BRANCHENRADAR-Aussendung: „Die Rahmenbedingungen für Investitionen in Photovoltaik-Anlagen sind im laufenden Jahr so schlecht wie schon lange nicht. Für Kleinanlagen wird die Mehrwertsteuerbefreiung durch einen Investitionskostenzuschuss von 10 Prozent ersetzt. Das entspricht einer Halbierung des Fördersatzes. Darüber hinaus werden zuerst nur noch 30 Millionen Euro an Förderung zur Verfügung gestellt.
Mitte des Jahres wird der Fördertopf auf 50 Millionen Euro erhöht. Im letzten Förderprogramm standen für den Ausbau von Photovoltaik insgesamt 600 Millionen Euro an staatlichen Subventionen zur Verfügung. Darüber hinaus pendeln sich die Einspeisevergütungen bei vergleichsweise geringen fünf Cent/kWh ein. Die Einspeisekapazitäten für private Anlagen sind mancherorts derart knapp, dass die Bundesregierung darüber nachdenkt, auch Betreiber von privaten Photovoltaik-Anlagen über die Verrechnung von Einspeisegebühren am Ausbau des Stromnetzes zu beteiligen – nach aktueller Planung zumindest alle Anlagen mit einer Leistung >7 kWp.
Das alles bleibt erwartungsgemäß nicht ohne Folgen: Laut aktuellem BRANCHENRADAR Photovoltaik in Österreich schrumpft die neu installierte Nennleistung im Jahr 2025 voraussichtlich um knapp 18 Prozent gegenüber Vorjahr. Der Rückgang lässt sich zum überwiegenden Teil im Wohnungssektor verorten, insbesondere bei Ein- und Zweifamilienhäusern. Mit insgesamt rund 1.700 MWpeak wird dennoch um nahezu 70 Prozent mehr zugebaut als 2022 und nur um 27 Prozent weniger als im Rekordjahr 2023. „Offenbar funktioniert der Umstieg auf Solarenergie auch mit deutlich weniger staatlichen Subventionen ganz gut“, so Andreas Kreutzer, Geschäftsführer von BRANCHENRADAR Marktanalyse. „Im Förderprogramm der Jahre 2022 bis 2024 gab es zweifelsohne eine Überförderung, die Mitnahmeeffekte waren gewaltig“
>> Link zum aktuellen „Quartalsbericht Erhebung Netzanschluss 2025“ der E-Control



