Ist die deutsche Solarindustrie kurz vor dem Ende? Die Krise macht auch dem Stuttgarter Bosch-Konzern schwer zu schaffen. Das Unternehmen, das die Photovoltaik zu einem wichtigen Standbein mit 3500 Mitarbeitern gemacht hat, revidiert seine Pläne für eine neue Solarfabrik in Malaysia.
Die deutsche Solarindustrie ist eindeutig in der Krise. Meherer Unternehmen mussten bereits Insolvenz anmelden.
Der Baubeginn werde verschoben, sagt Siegfried Dais, der als stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung die Solarsparte verantwortet, in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Grund ist offenbar eine technische Neuorientierung angesichts des Kostendrucks, den die Branche erlebt. "Wenn man zu früh investiert, läuft man Gefahr, sich womöglich auf einen weniger vorteilhaften Technologiepfad festzulegen", erläuterte Dais. Es werde wohl bis Ende des Jahres dauern, bis die Entscheidung falle, entsprechend werde sich der Baubeginn verschieben.

Sein Sonnenstromengagement bereitete dem Technologieunternehmen bislang wenig Anlass zur Freude. Bosch hatte in den vergangenen drei Jahren rund 2 Milliarden Euro in die Solartechnik investiert. 2011 mussten die Stuttgarter rund eine halbe Milliarde Euro abschreiben, 2009 mehr als 400 Millionen Euro. Wie viele kleine Unternehmen leidet auch der Großkonzern unter den derzeit schwierigen Marktbedingungen. Sie sind geprägt von Überkapazitäten, drastisch fallenden Modulpreisen und staatlich geförderten aggressiven chinesischen Anbietern. Da nützt auch die milliardenschwere Einspeisevergütung wenig, mit der alle deutschen Stromverbraucher die Solarindustrie subventionieren.

Die Verschiebung der Pläne in Malaysia geht einher mit schlechten Nachrichten aus der Solarbranche. Im Dezember hatten mit Solon und Solar Millennium gleich zwei deutsche Firmen Insolvenz beantragt. Der Konzern Q-Cells hatte sich kürzlich in letzter Minute mit seinen Gläubigern auf eine Rettung geeinigt. An der Börse geht es mit Solaraktien bergab; binnen eines Jahres ist der Kurs von Q-Cells um 90 Prozent eingebrochen. Unterdessen läuft die Diskussion über die Einspeisevergütung. Bosch-Chef Fehrenbach warnte, bei einer drastischen Kürzung wäre die Industrie "tot".

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