EU-Energiekommissar Günther Oettinger rät Griechenland, auf "Sonnenstrom zu setzen". Es wäre "eine Win-Win-Situation für das Land und für ganz Europa", sagte er in mehreren Veranstaltungen der vergangenen Tage (zuletzt auch in Wien). Einen guten Grund stelle dabei die Erhöhung der Geld- und Warenflüsse der EU-Mitglieder untereinander dar. Die verzweifelte griechische Politik hat sich des Themas bereits angenommen. "Helios" heißt das Projekt, in das große Hoffnungen gesetzt werden. Auf rund 200 Quadratkilometern brachliegenden Kohle-Abbaustätten plant man den Bau riesiger Photovoltaikanlagen. Der produzierte Strom soll dabei nicht nur im Inland gebraucht, sondern auch ins Ausland exportiert werden. "Für den Export des hellenischen Stroms bedarf es aber des Ausbaus von grenzüberschreitenden Hochspannungsnetzen", so Oettinger. Der Energie-Kommissar ist überhaupt ein Verfechter der transkontinentalen Stromnetze, auch für das Sahara-Projekt "Desertec", das Strom aus Afrika bis nach Nordeuropa liefern soll, rührt er gerne die Werbetrommel.
Anne Kreutzmann, Chefredakteurin der deutschen PV-Zeitschrift "Photon", hat nachgerechnet und zerpflückt das Argument, wonach die Griechen "günstigen Strom" nach Norden liefern könnten: "Zwar ist der Ertrag der Photovoltaikkraftwerke in Griechenland um rund ein Drittel höher als beispielsweise in Bayern. Doch dieser Vorteil schwindet bei genauerer Betrachtung schnell. Von den rund 20 Milliarden Euro, die für das Zehn-Gigawattt-Kraftwerk veranschlagt sind, gehen fünf Milliarden allein in den Bau von Stromleitungen." Außerdem würde der "hierzulande" produzierte Solarstrom gegenüber dem aus dem Süden importierten im Laufe der Zeit immer billiger. So seien zehn Gigawatt Solarleistung in Griechenland sicher eine gute Idee. Den Strom allerdings nach Deutschland zu transportieren, um am Ende mehr für suaberen Solarstrom zu bezahlen, sei sicher keine.
Unstrittig ist in Fachkreisen, dass Erneuerbare Energien für das gebeutelte Griechenland ein industrielles Hoffnungsgebiet darstellen, bis dato sind die Hellenen allerdings bei einschlägigen Fachmessen oft nur als Zaungäste dabei.
Quelle: Photon
Kurier
Griechenland: Sonnenstrom wird nicht reichen
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Die Idee, das sonnenverwöhnte Griechenland durch den Export von Sonnenstrom zu retten, scheint nur auf den ersten Blick plausibel. Die Rechnung geht nicht auf.



