Mehrfamilienhäuser in Städten sind die Verlierer: Wärmepumpen sind kaum machbar und Ladeboxen für das E-Auto sucht man mit der Lupe – wie eine neue Studie nachweist.

Seltenes Bild: Wallboxen sind in Mehrfamilienhäusern nicht so leicht zu realisieren. Foto: Starmühler

Die Fernwärme-Anschlüsse ziehen sich wie ein Strudelteig und die (zu lauten und zu teuren) Wärmepumpen erfreuen sich kaum der Beliebtheit.

Nun hat ein Studienvergleich die städtische Hemmschwelle auch bei den Ladeboxen für Elektro-Autos nachgewiesen: Der Aufbau von Ladeinfrastruktur in Deutschland kommt laut den Marktforschern des Stuttgarter Unternehmens UScale gut voran, allein im Segment der Mehrfamilienhäuser stecke der Umbau für die E-Mobilität fest. 

Während Nutzende von eFahrzeugen immer mehr Lademöglichkeiten an Autobahnen, bei ihren Arbeitgebern oder auf Kundenparkplätzen vorfinden, gibt es in Mehrfamilienhäusern kaum Zuwachs. Damit wird der Hochlauf der Elektromobilität besonders in den städtischen Gebieten deutlich gebremst.

Hier die Umfrage-Ergebnisse

Zuhauseladen bleibt für eAuto- Fahrende der häufigste Ladeort. Der Anteil der Zuhauselader im Mehrfamilienhaus liegt deutlich unter dem in Einfamilienhaus.

Zuhause und beim Arbeitgeber sind für die, die sie nutzen können, am häufigsten der zentrale Ladeort.

Aber auch andere Ladeorte sind für Viele von großer

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Zuhause und beim Arbeitgeber sind für die, die sie nutzen können, am häufigsten der zentrale Ladeort.

Aber auch andere Ladeorte sind für Viele von großer Bedeutung.

Rund ein Viertel hat im Zusammenhang mit der Anschaffung eines eAutos den Versorger für Hausstrom gewechselt, weitere 16% den Tarif.

Kunden verloren haben

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Rund ein Viertel hat im Zusammenhang mit der Anschaffung eines eAutos den Versorger für Hausstrom gewechselt, weitere 16% den Tarif.

Kunden verloren haben Stadtwerke, regionale und überregionale Versorger gleichermaßen. Netto-Gewinner sind Spezialanbieter im Strommarkt.

Knapp 60% sind mit den Lademöglichkeiten im Einzelhandel zufrieden.

Die Attraktivität der Anbieter zeigt jedoch große Unterschiede. So kämpfen Lidl,

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Knapp 60% sind mit den Lademöglichkeiten im Einzelhandel zufrieden.

Die Attraktivität der Anbieter zeigt jedoch große Unterschiede. So kämpfen Lidl, Kaufland und Ikea mit einer geringen Zuverlässigkeit (Ikea und Kaufland zusätzlich mit geringer Verfügbarkeit). Die Attraktivität von Rewe, Globus und McDonalds leidet unter den hohen Ladepreisen.

Rund die Hälfte der eAuto-Fahrenden, die bei ihrem Arbeitgeber laden können, erhalten den Ladestrom kostenfrei.

Erwartungsgemäß übernehmen die meisten

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Rund die Hälfte der eAuto-Fahrenden, die bei ihrem Arbeitgeber laden können, erhalten den Ladestrom kostenfrei.

Erwartungsgemäß übernehmen die meisten Arbeitgeber bei Dienstwagenfahrenden die Kosten für den Ladestrom (75%).

Auch bei Privatwagen übernehmen bzw. sponsoren immerhin 46% den Ladestrom ihrer Mitarbeitenden.

85% nutzen zuhause eine Wallbox. Jeder Siebte lädt zuhause noch immer an der 230V-Steckdose. Die Gründe sind vielfältig und reichen von den Kosten über die

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85% nutzen zuhause eine Wallbox. Jeder Siebte lädt zuhause noch immer an der 230V-Steckdose. Die Gründe sind vielfältig und reichen von den Kosten über die ungenügende Haustechnik bis zur Eigentümergesellschaft, die sich nicht auf eine Lösung einigen kann.

In Deutschland wird das Elektrofahrzeug überwiegend zu Hause geladen: Rund 80% laden zuhause. 85% von ihnen laden an einer Wallbox, 14% an einer normalen Steckdose. Auf Platz zwei der genutzten Ladeorte folgen Lademöglichkeiten an Autobahnen und Schnellstraßen (63%). Danach werden Arbeitgeberparkplätze, Kundenparkplätze und öffentliche Normallademöglichkeiten von etwa gleich vielen EAuto-Fahrenden angesteuert (jeweils 35%). Schnelllade-Hubs in innerstädtischen Bereichen werden nur von 22% genutzt.

Das Ladeverhalten orientiert sich dabei nicht nur an den tatsächlichen Bedürfnissen, sondern auch an der vorhandenen Ladeinfrastruktur. Wie die Umfragen des Marktforschungsunternehmens USCALE aus Stuttgart zu den Ladegewohnheiten zeigen, ist das Bedürfnis nach flächendeckender Infrastruktur weiter gestiegen. Besonders bei Neueinsteigern in die Elektromobilität wächst die Sorge, bei Bedarf keine verfügbare Ladesäule zu finden. Anbieter sind also gefordert, die Verfügbarkeit und die Zuverlässigkeit der öffentlichen Ladeinfrastruktur weiter zu verbessern.

Im Zinshaus fehlt die Wallbox

Beim Ausbau von Lademöglichkeiten bleiben Mehrfamilienhäuser deutlich hinter den Bedarfen zurück. Während eAuto-Fahrende, die im Einfamilienhaus wohnen, zu 90% zuhause laden können, ist dieser Anteil bei eAuto-Fahrenden im Mehrfamilienhaus im letzten Jahr nur von 53% auf 55% gestiegen. So wundert es nicht, dass auch der Anteil der Elektroauto-Besitzer, die in Mehrfamilienhäusern wohnen, nicht gewachsen ist.

Ursache für den schleppenden Ausbau in Mehrfamilienhäusern ist die häufig komplizierte Abstimmung unter den Eigentümern. „Gerade in Wohnungseigentümergemeinschaften ist es schwer, dass sich alle Eigentümer von Beginn an auf eine skalierbare Lösung für Ladetechnik einigen“, kommentiert Studienleiter Dr. Axel Sprenger die Lage. „Es gibt quasi keine Lösung, die sich schrittweise ausbauen lässt, ohne zu Beginn Kosten für Noch-nicht-EV-Fahrer erzeugen. Eine schnelle Lösung ist hier nicht in Sicht.“, so Sprenger.

Eine deutlich bessere Situation ergibt sich zum Laden beim Arbeitgeber. Neueinsteiger bestätigen gestiegene Lademöglichkeiten am Arbeitsplatz. Das Laden beim Arbeitgeber ist nicht nur praktisch, sondern auch finanziell attraktiv. 48% der Arbeitgeber mit Ladeangebot übernehmen die Ladekosten komplett. Bei Privatwagen übernehmen immerhin 46% die Ladekosten. Wenn Arbeitnehmer für den Strom bezahlen müssen, liegen die abgerechneten Preise häufig unter denen des eigenen Hausstroms und sind somit besonders vorteilhaft.

Supermärkte voran

Sehr attraktiv ist weiterhin das Laden im Einzelhandel. eAuto-Fahrer beklagen jedoch eine hohe Auslastung und in Folge geringe Verfügbarkeit. Für Anbieter lohnt sich also die Investition in Lademöglichkeiten an Supermärkten, Einkaufszentren und anderen Einzelhandelsstandorten.

Grundsätzlich bewerten die Marktbeobachter die Situation für Anbieter von Ladeinfrastruktur als anspruchsvoll. Ihre Situation ist wirtschaftlich angespannt, da der Verkauf von eAutos langsamer steigt als angenommen. Damit bleibt die Auslastung hinter den Erwartungen zurück. Der Kampf um Ladekunden wird damit härter und bedarf größerer Anstrengungen.

Ein interessantes Detail: Rund ein Viertel der Menschen, die sich ein eAuto anschaffen, wechseln mit dem Kauf des Fahrzeugs den Hausstromanbieter. Der Antriebswechsel wird für die großen Versorger und Stadtwerke also zu einem kritischen Moment in der Kundenbindung.

Für die Studie hat USCALE zwischen Juli und September 2024 2.986 eAuto-Fahrende in Deutschland ausführlich zu ihren Nutzungsgewohnheiten, ihren Erfahrungen und ihren Präferenzen beim Laden zuhause, im öffentlichen Raum, im Einzelhandel und bei ihren Arbeitgebern befragt und jetzt ausgewertet.

 

 

 

 

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