Kommentar von Mario Herger

KOMMENTAR – Immer stärker kommen die autonom fahrenden E-Autos in den Fokus – auch in jenen der Aktienhändler.

Wo ist der Fahrer? Self Driving-Fahrzeuge werden in Austin, Texas gesichtet. Video: X / @SawyerMerritt

Teslas Aktienkurs machte diesen Montag einen großen Sprung nach oben: 1,5 Milliarden Dollar ist das Unternehmen nun wert, mehr als jemals zuvor. Analysten gemäß liegen die Gründe auf der Hand: Tesla bestätigte, dass in den letzten Tagen die ersten Tesla Model Y ohne Sicherheitsfahrer und Sicherheitsingenieur an Bord auf den Straßen von Austin in Texas unterwegs sind.

Erste kurze Videos, aufgenommen von Passanten, sind auch schon aufgetaucht. Trauen sich die Tesla-Ingenieure das zu Recht, oder sind sie einfach nur rücksichtslos? 

Anleger sind optimistisch

Obwohl Teslas Verkaufszahlen vor allem in Europa immer noch stark unter den politischen Eskapaden seines CEOs massiv leiden, sind die Anleger optimistisch. Nicht zuletzt auch deshalb, weil nun zum ersten Mal außerhalb Nordamerikas und Chinas die Full-Self-Driving-Software öffentlich vorgeführt wurde.

Vom Self Driving auch in Europa „geflasht“

In gleich mehreren europäischen Städten wurden Autojournalisten und Mobilitätsinfluencer eingeladen, die Tesla FSD (Full Self Driving) selbst zu erleben. Und die Reaktionen waren durchgehend ähnlich: man fühlte sich "geflasht", war angenehm überrascht, wie gut sie funktionieren würde, und hätte nicht erwartet, dass sie überhaupt im Straßenverkehr im eigenen Land so souverän navigiere.

Skeptiker ziemlich überrascht

Eine Reihe von Skeptikern waren vor allem geschockt, wie falsch sie mit ihrer Einschätzung der FSD-Fähigkeiten gelegen waren. YouTube-Videos würden der eigenen Erfahrung überhaupt nicht gerecht werden, und der Glaube an die Meinung vermeintlicher heimischer Experten ist erschüttert.

Auch wenn die FSD-Fahrten nicht ganz fehlerlos waren, und diese auch brav aufgelistet wurden, so waren die Berichte durchgehend positiv. Eine 180-Grad-Meinungskehrtwende, und das im ansonsten so skeptischen Deutschland.

Konkurrenz wartet schon

Wie auch immer, beide Meldungen beflügelten Teslas Aktienkurs zu bislang unerreichten Höhen. Doch Tesla kann sich nicht ausruhen, denn Waymo ist mittlerweile in 10 Metropolregionen kommerziell und fahrerlos unterwegs, plant bereits zwei Dutzend weitere Regionen für 2026, und weitere Konkurrenz aus den USA und China wetzt ebenso schon die Messer, um sich große Stücke vom Kuchen abzuschneiden. Es bleibt spannend.

Mario Herger

Mario Herger

Mario Herger lebt seit 2001 im Silicon Valley, forscht nach Technologietrends, schreibt Bücher dazu und berät Unternehmen zu Themen wie Innovation, Silicon Valley Mindset, Foresight Mindset, Automotive, Künstliche Intelligenz, Kreativität oder Intrapreneurship. Lange Jahre war er bei SAP unter anderem als Entwicklungsleiter und Innovationsstratege beschäftigt.