In Österreich wurden die Strom-Speicher in den Netz-Ausbau-Plänen kaum berücksichtigt. Was die Güte der Planung beeinträchtigt.

Die Photovoltaik-Module und die Speicher werden billiger – doch die Strompreise (in Deutschland) steigen. Quelle: Grünes Haus

Zur Erklärung einmal die Grundlage der österreichischen Netzplanung im Strombereich:

Der Netzentwicklungsplan (NEP) ist von den österreichischen Übertragungsnetzbetreibern Austrian Power Grid AG (APG), Vorarlberger Übertragungsnetz GmbH (VÜN) und Tiroler Übertragungsnetz GmbH (TÜN) alle 2 Jahre zu erstellen und der Regulierungsbehörde zur Genehmigung vorzulegen.

Dabei wird die Kohärenz mit anderen Prozessen und Plänen sichergestellt, insbesondere mit dem Österreichischen Integrierten Netzinfrastrukturplan (ÖNIP 2024) und dem Ten-Year-Network-Development Plan (TYNDP) von ENTSO-E. Der NEP wird immer in den ungeraden Jahren erstellt und veröffentlicht, und der TYNDP in den geraden Jahren (zuletzt auch 2024).

Ergänzend zu den Plänen der Übertragungsnetzbetreiber veröffentlichen die Verteilnetzbetreiber mindestens alle zwei Jahre ihre Verteilernetzentwicklungspläne (VNEP). Dies betrifft in Österreich 15 Verteilnetzbetreiber. Die VNEPs wurden 2024 zum ersten Mal veröffentlicht und sind auf der Informationsseite der österreichischen Energiewirtschaft (https://www.ebutilities.at/informationen/VNEP) abrufbar. 

In Abstimmung mit den EU-Vorgaben müssen die staatlichen Pläne also erstellt und ggf. adaptiert werden. Als Vorarbeiten gelten diverse Regelungen, die im Falle Österreich z.B. EAG (Erneuerbaren Ausbau Gesetz) oder die geplanten ElWG (Elektrizitätswirtschaftsgesetz), EnDG (Energiearmuts-Definitions-Gesetz) und das Energie-Control-Gesetz.

Die Ausbauziele und -pläne kennen die Speicher nicht

Die EE-Ausbauziele im EAG werden bis 2030 auf die einzelnen Technologie- bzw. Erzeugungsgruppen herunter- gebrochen, und bei der größten Gruppe Photovoltaik (PV) auch auf die Anlagentypen (Dachanlagen & Freiflächen) genauer unterteilt. Die planerische Herausforderung stellt nun die regionale Verteilung der Anlagenleistungen dar. Leistungsmäßig wird der Zubau eine regionale Konzentration v.a. im Osten Österreichs aufweisen (stark getrieben von v.a. Windkraft, während die PV in ganz Österreich ausgebaut werden muss).

Und die scheinen reichlich überaltert, sozusagen aus der Energiewendezeit herausgefallen: Denn die Speicher kommen nicht vor – wohl weil zu den Planungszeiten die Batterien erst begannen, sich flächendeckend zu verbreiten. Hier die spärlichen Erwähnungen im entscheidenden EAG: 

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Die Tabelle gibt Auskunft, ob und in welchem Umfang Stromspeicher in die Planung der EAG einbezogen worden ist. Offenbar hat man sie (außer im Fall der großen Wasser-Pumpspeicher) schlichtweg „vergessen“.

Dennoch hat man im EAG weitreichende Zielvorgaben „heruntergebrochen“:

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Die Tabelle (Quelle: APG) hat man ziemlich „hemdsärmlich“ bestimmt, wohl um den einzelnen Branchen und Playern der Energiewende entgegenzukommen. Beziehungsweise um die Geschäftsfelder der EE-Industrien zu berücksichtigen.

Jedenfalls sind die Speicher nicht Teil der Überlegung

Das ist frappierend: Wer nämlich z.B. 10.000 kWh pro Jahr verbraucht, braucht nach Anschaffung eines Stromspeichers nur mehr 2.000 oder vielleicht 5.000 kWh vom Netz. Je nach Größe der Anschaffung.

Und Private, Gewerbe und Industriebetriebe tun genau das: Sie kaufen Speicher in Massen. Schließlich wurden die PV-Module und Batterien in den vergangenen drei bis 5 Jahren besonders dynamisch leistungsfähiger UND billiger.

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Seit 2006 fallen die Preise von PV und seit 2013 jener von Stromspeichern. Währenddessen steigen die Strompreise – umso lukrativer werden die Anschaffungen der eigenen Anlagen. Die Grafik bildet die deutschen Verhältnisse ab, die sich nur wenig von der österreichischen Situation unterscheiden. (Quelle: gruenes haus)

Der österreichische Übertragungsnetzbetreiber AGP schreibt nun im aktuellen „Netzentwicklungsplan 2025 für die Regelzone APG - Konsultationsversion“ vom August 2025:

„Während das Laufwasserkraftwerk an der Donau über 5.000 Volllaststunden pro Jahr erreicht, betragen diese für den betrachteten Windpark nur rd. 2.200 und für die über Österreich verteilten PV-Anlagen 1.200 Stunden pro Jahr.

Demnach ist für dieselbe im Jahr erzeugte Energiemenge mehr als die doppelte installierte Anlagenleistung für den Windpark und mehr als die vierfache (!) installierte Anlagenleistung für PV erforderlich. Bei Vorliegen von günstigen Bedingungen – d.h. Hochdruckwetterlagen mit intensivem Sonnenschein – speisen sinngemäß alle PV-Anlagen gleichzeitig in die Stromnetze ein und verursachen sehr hohe Netzbelastungen.

Sofern (zukünftig) nicht durch Speicher- und Flexibilitätsmaßnahmen dem entgegengewirkt wird, sind die Stromnetze auf diese Spitzenleistungen bzw. Leistungsspitzen auszulegen (und nicht auf (transportierte) Energiemengen). In den aktuellen Szenarien des TYNDP NT 2040 wird dabei von 30 GW installierter PV-Anlagenleistung und 16 GW Windkraftleistung ausgegangen (!).“ (Hervorhebungen von energie-bau.at)

Die Antwort ist schon gegeben: Es wirken heute schon diese Speichermaßnahmen entgegen. Sie werden in Zahl und Wirkung allerdings von Politik und Gesetzgeber noch nicht berücksichtigt.

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Autor: Herbert Starmühler (energie-bau.at)

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