Nein, Sie haben sich nicht verlesen. Und ja, wir sind hier im Fachmagazin für Energie-Effizienz. Was also gehen uns große, sehr große Motoboote an?
Das geht so:
Nach einschlägigen Erkundungen können wir sagen: Jede zweite private Luxus-Motorjacht über, sagen wir, 30 Meter Länge, wird heutzutage mit einem Snow-Room ausgeliefert. Haben Sie das gewusst? Ihr Berichterstatter muss zugeben, von derlei Konfetti noch nicht bestäubt worden zu sein.
Kühle Kabine statt 40 Grad unterm Sonnensegel
Aber es stimmt: Menschen, die den Bezug zum Geld sicher NICHT verloren haben, lassen sich einen Raum auf der Yacht einbauen, der zur Abkühlung dient. Weil die Schiffe üblicherweise in der warmen Jahreszeit über das Mittelmehr und in der Karibik cruisen, wo es also meistens anständig heiß geworden ist und immer noch heißer zu werden droht (außer Herr Trump kann einen Deal mit dem Klimawandel machen), dort sucht man Abkühlung.
Meerwasser erfrischt auch nicht mehr so richtig
Und warum nicht ein Sprung ins kühle Meeresnass? Zu warm! Die Meere sind zu warm geworden. Und so kommt der Snow Room zu seiner Verwendung. Die Damen und Herren, die das große Boot besitzen und natürlich deren Gäste, werden in eine Kabine eingeladen, in der es Schnee regnet.
Feiner, pudriger Schnee
Ernsthaft. Wie es funktioniert: In der Kabine herrscht eine konstante Temperatur von in der Regel -5°C bis -10°C. Ein spezieller Generator, der sich in der Regel hinter der Wand befindet, produziert feinen, pudrigen Schnee, der von der Decke herabrieselt. Dieser Schnee ist nicht kalt genug, um die Haut zu verbrennen, aber kalt genug, um einen belebenden Effekt zu erzeugen.
Leider etwas laut
Es gibt nur ein Problem: In den Kabinen ist es relativ laut – weil ja eine Art Schneekanone nebenan bei der Arbeit ist. Leise rieselt der Schnee NICHT. Damit sind Bootsbauer und Ausstatter derzeit konfrontiert. Wie kann man den Lärm im Snowroom eindämmen?
Für uns Menschen zu ebener Erde ergeben sich nun folgende zu beobachtende Zusammenhänge: Immer mehr Yachten weltweit werden gebaut, immer mehr Diesel im Betrieb verbrannt. Zwar wollen ca. 50 % der US-Amerikaner:innen den menschengemachten Klimawandell nicht wahrhaben, aber die andere Hälfte könnte ja versuchen sparsamere, umweltverträglichere Yachten in Auftrag zu geben. Was nicht der Fall ist. Es muss auch noch – jede zweite – Yacht mit einer Beschneiungsapparatur versehen werden, die auch nicht gerade energieeffizient ist.
Das Bild rundet sich:
Die Großverbraucher verbrauchen immer mehr, tragen viel zur Erderhitzung bei – und flüchten sich neuerdings in Snow Rooms, um die Außentemperaturen auszuhalten. Den Scherm auf haben die Normalos – die keine Chance auf den Schneeriesel haben. Schon aus Gründen des Monatsverdienstes nicht: Die Kosten für eine Schneekabine sind extrem hoch, da es sich um eine maßgeschneiderte Luxusinstallation handelt, für die es keinen standardmäßigen Preis gibt.
Man kann davon ausgehen, dass der Preis für die Installation einer solchen Kabine bei mindestens 250.000 bis 500.000 Euro beginnt und je nach Größe, Ausstattung und technischer Komplexität auch deutlich über 1 Million Euro liegen kann.
(hst)



