Wir bauen nicht mehr nur für unsere Generation, sondern auch für die Zukunft. In NEST macht sich das bemerkbar.
Serie: The NEST Generation 
In einem modularen Forschungs- und Innovationsgebäude in Dübendorf im Schweizer Kanton Zürich entstehen durch Testreihen neue Konzepte für die nachhaltigen Gebäude von morgen.

Schon beim Aufbau ist erkenntlich, wie das modulare System in NEST hineinspielen wird. Foto: Empa
In der NEST-Unit „Urban Mining & Recycling“ kommen verschiedenste seriell verarbeitete Bauelemente zum Einsatz, deren unterschiedliche Materialien sortenrein und rückstandsfrei in ihre jeweiligen Stoffkreisläufe zurückgeführt werden können. Unter anderem werden neuartige Dämmplatten aus Pilz-Myzelium, innovative Recyclingsteine, wiederverwertete Isolationsmaterialien sowie geleaste Teppichböden verwendet. Das Tragwerk und große Teile der Fassade bestehen aus unbehandeltem Holz.

„Hier liegt die Innovation in den Verbindungen“, erklärt Felix Heisel vom KIT. „Sämtliche Verbindungen können einfach rückgängig gemacht werden, weil die Materialien beispielsweise nicht verklebt, sondern gesteckt, verschränkt oder verschraubt sind.“ Das eingesetzte Holz wird zudem so verwendet, dass eine chemische Behandlung nicht nötig ist und damit die sortenreine Wiederverwertung oder eine rein biologische Kompostierung möglich werden.

Gebäude als Materiallager
Zusätzlich zum Holz besteht die Einfassung der Fassade aus wiederverwendeten Kupferplatten, die zuvor das Dach eines Hotels in Österreich deckten, bzw. aus Platten, die aus eingeschmolzenem, wiederverwertetem Kupfer gefertigt wurden.

Zwei Studierende zogen in die Dreizimmerwohnung ein und geben seither regelmäßig Feedback an die beteiligten Forscher. „Mit der Umsetzung und der Demonstration des konsequenten Kreislaufkonzepts in einem realen und bewohnten Bauprojekt, erhoffen wir uns, dass wir ein Umdenken im Bauwesen anstoßen können“, so Enrico Marchesi, verantwortlicher Innovation Manager. „In Zukunft sollen Gebäude nicht nur Wohn- und Arbeitsraum bieten, sondern auch als Materiallager für die nächste Generation dienen."

Gegen „weiße Flecken“
Ein weiteres Testmodul ist die neueste NEST-Unit „SolAce“, die sich den „weißen Flecken“ bei der Forschung im Bereich der Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik widmet: Einer davon ist die Aufnahme von Sonnenenergie und Tageslicht durch die Gebäudehülle. Maximale Energiegewinnung über die Fassade und maximaler Komfort im Inneren des Gebäudes werden dabei als Bedürfnisse angesehen, die sich häufig gegenseitig ausschließen.

„SolAce“ soll diese Bedürfnisse unter einen Hut bringen. Das Konzept dazu stammt von Forschenden der École polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL) und wurde wie das Thema „Urban Mining“ in enger Zusammenarbeit mit zahlreichen Wirtschaftspartnern entwickelt.

Neuartige Verglasung
Um Strom und Warmwasser über die Fassade produzieren zu können, sind farbig verglaste Photovoltaikmodule auf Basis von Nanotechnologie sowie solarthermische Kollektoren im Einsatz. Eine Verglasung mit integrierten Mikrospiegeln leitet das Tageslicht in Abhängigkeit vom Sonnenstand unterschiedlich in die Räume der Unit. Dies führt dazu, dass die Räume im Winter durch die Sonne zusätzlich geheizt werden und im Sommer die Wärme möglichst draußen gehalten wird, um den Kühlbedarf zu minimieren.

Gleichzeitig sorgt die Verglasung dafür, dass sich das Tageslicht gleichmäßig im Raum verteilt. Tagsüber bietet „SolAce“ Arbeitsplätze für vier Personen, nach Feierabend bewohnen bis zu zwei Personen die Unit. Mit den ersten Ergebnissen aus den Testreihen zu „SolAce“ ist gegen Jahresende zu rechnen. (tdu)

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