Im Projekt „Vertical Farming“ haben Forscher die aktuellen Erkenntnisse in diesem Bereich untersucht - im nächsten Schritt soll in Linz ein Modellversuch gestartet werden.
Per Liftanlage werden die Pflanzkisten in der Tabakfabrik zur Fensterfläche und damit zum notwendigen Licht befördert. Foto: © VFI
Vertical Farms sind Gewächshäuser, die nicht in die Breite, sondern in die Höhe angelegt sind. Die Pflanzen wachsen in „Trays“ genannten Pflanzkörben, die regelmäßig mit Wasser und einer Nährstoffmischung geflutet werden. Das Licht, das die Pflanzen zum Überleben und Gedeihen benötigen, kommt bei herkömmlichen Gewächshäusern von oben – also durch das gläserne Dach.

„Beim Vertical Farming kann das Licht durch das Stapeln der Gewächshausvolumen nicht von oben kommen. Das Licht kann also nur über die Fassade in das Gewächshaus gelangen. Die beste Belichtung der Pflanzen erfolgt somit direkt an der Fassade. Die Idee ist es also, die Pflanzen zum Tageslicht hin zu transportieren“, erklärt Sebastian Sautter vom Vertical Farm Institute und Mitarbeiter des Instituts für Gebäude und Energie der TU Graz. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den Konzepten, hat nun mit seinen KollegInnen im Sondierungsprojekt „Vertical Farming“ eine prototypische Farm in der Wiener Seestadt Aspern simuliert.

„Pflanzen müssen nicht dauernd im Licht stehen. Sie können Lichtenergie speichern und es muss einem nur gelingen, ihnen die täglich benötigte Ration zukommen zu lassen. Dann sind sie zufrieden und wachsen.“ Daher hat man an der TU Graz eine Art Liftsystem entwickelt, mit dem die Pflanzen regelmäßig zum Licht transportiert werden. Die Trays sind vertikal aufgehängt und werden langsam im Kreis gefahren. Die Pflanzen bekommen so gleichmäßig das benötigte Licht. Zusätzlich können sie in den Morgen- und Abendstunden sowie an Schlechtwettertagen mit künstlichem Sonnenlicht bestrahlt werden. „Da sind wir gerade in der Optimierungsphase und untersuchen, wann wir mit der Beleuchtung idealerweise starten und aufhören müssen. Momentan planen wir, die Lichter um vier Uhr morgens angehen zu lassen und um ca. 22 Uhr abzuschalten – rund sechs Stunden pro Tag brauchen die Pflanzen eine dunkle Ruhezeit.“ 

Die Farmen dienen aber nicht nur der Produktion von Obst und Gemüse, auch Energieverbrauchsoptimierung ist ein wichtiges Thema. Die Trays sollen an Außenwänden als Wärmedämmung dienen und andererseits Abwärme für besseres Pflanzenwachstum nutzen können. Zusätzlich können sie in südlich oder westlich ausgerichteten Räumen für Beschattung und gutes Raumklima sorgen.

In der Portiersloge der Tabakfarbrik in Linz soll in diesem Jahr das „Vertical Farming“ mithilfe von beweglichen Trays erstmals getestet werden:



Aussendung TU Austria

Webseite Vertical Farm Institute

Webseite Institut für Gebäude und Energie der TU Graz

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