Die Expertenbefragung „Zukunft Bauen 2013“ stellte in diesem Jahr neben den abgefragten Dauerthemen auch kritische Fragen rund um das Passivhaus.
Das Passivhaus polarisiert, seit es publiziert wurde.

Ab 2020 sollen laut EU-Gebäuderichtlinie EPBD nur noch „Nearly Zero Energy Buildings“, also „Fast Nullenergie-Häuser“, gebaut werden. Das Passivhaus beansprucht für sich, diese Vorgaben bereits heute zu erfüllen. 
 
Tatsächlich liegt das Passivhaus bei Bekanntheit und Marktaussichten bei den Antworten konstant an der Spitze. „Das Passivhaus ist ein Nearly Zero Energy Building“, bestätigen über 60 Prozent der befragten Bauexperten. Breite Zustimmung findet auch die Aussage „Passivhaus-Standard bedeutet nicht nur Energieeinsparung, sondern gleichzeitig Behaglichkeit und gesundes Raumklima“.
 
Doch auch kritische Stimmen werden laut: „Wenn ein Gebäude selbst Energie produziert, muss es nicht Passivhaus-Standard erreichen, und es kann daher einen etwas höheren Heizwärmebedarf haben“, glaubt ein großer Prozentsatz. Nahezu 60 Prozent der Befragten meinen, „Die EU-Gebäuderichtlinie kann auch durch Gebäudekonzepte erfüllt werden, die ohne Komfortlüftung auskommen“. Und sogar über zwei Drittel glauben: „Das Passivhaus-Konzept muss angepasst werden, weil der Bedarf an Frischluft und Wärme nicht immer gleich groß ist“.
 
Dabei beruht die Kritik vielfach auf Unkenntnis und Vorurteilen, wie Johannes Kislinger, Architekt und Präsident der IG Passivhaus Österreich feststellt: „Ein Dauerbrenner ist der Vorwurf, man dürfe im Passivhaus kein Fenster öffnen. Zigtausende gebaute und bewohnte Beispiele belegen das Gegenteil. Wichtig sind dabei die frühzeitige ganzheitliche Planung und die Organisation der Gewerke übergreifenden Zusammenarbeit. Dabei gibt es durchaus auch reale Herausforderungen, etwa die Feinabstimmung der Frischluftmenge mit der Wärmezufuhr.“
 
Seit 2011 erhebt die "Expertenbefragung Zukunft Bauen" die Meinung von Bauexperten, um den Prozess zur Einführung der Europäischen Gebäuderichtlinie mit fundierter Information zu begleiten. Jährlich beantworten mehr als 200 Personen aus der ganzen Baubranche einen umfangreichen, gehaltvollen Fragebogen. Die Expertenbefragung wurde von der Unternehmensberatung Mag. Siegfried Wirth konzipiert. Geplant ist, diese in Österreich bis zum Wirksamwerden der Richtlinie im Jahresabstand zu wiederholen.
 
 

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