Bis 2030 will das Land Niederösterreich die Photovoltaik weiter ausbauen und die genutzte Sonnenkraft verzehnfachen.

Laut Pernkopf wurde der Auftrag erteilt, die Eignung aller öffentlichen Gebäude für PV-Anlagen auf dem Dach zu prüfen, so „hlk.co.at“. Foto: pixabay.com

Niederösterreich denkt um. Während in den vergangenen Jahren Freiflächenanlagen verboten, beziehungsweise durch allerlei Beschränkungen defacto ausgebremst wurden, kommen sie nun wieder ins Blickfeld. Für die Energieziele Österreichs sind Freiflächen offenbar doch unentbehrlich.
NÖ-Umweltlandesrat Stephan Pernkopf, der auch Landeshauptmann-Stellvertreter ist, will zwar Dachflächen oder Parkplätze forcieren, aber „natürlich wird es auch Freiflächen-Anlagen im Grünland geben."

Widmung Grünland-Photovoltaikanlage
Dazu wurde jetzt ein Widmungs-Leitfaden zum Schutz der wertvollsten Ackerflächen erstellt. Freiflächen-PV-Anlagen brauchen die Widmung „Grünland-Photovoltaikanlage“ durch die Gemeinde. Gemeinsam mit Experten aus Raumordnung, Energie und Naturschutz und Landwirtschaft habe man diesen Leitfaden erstellt, der darlegt, wie die Gemeinden bei diesen Widmungen vorgehen sollen. Pernkopf: „Dabei haben wir uns auf drei Leitlinien geeinigt. Zum einen muss eine Gemeinde-Strategie vorhanden sein, zum anderen muss der Betreiber einen Netzzugang sicherstellen und drittens müssen hochwertige Böden geschützt werden“.

Minderwertige Bodenqualität
Naturschutzflächen und hochwertige Ackerflächen sollen demnach nicht für den PV-Ausbau in Betracht gezogen werden. „Zunächst sollen jene Flächen verwendet werden, die weder für den Naturschutz noch für die Landwirtschaft interessant und wertvoll sind. Projektbetreiber müssen nachweisen, dass ihre gewünschten Flächen nur minderwertige Bodenqualität aufweisen. Der Bodenverbrauch muss hinten angehalten werden. Das ist ein ganz klarer Auftrag. So wollen wir Energiewende, Klimaschutz und Bodenschutz verbinden“, so der LH-Stellvertreter.

Doppelnutzungen erwünscht
Pernkopf sei es auch wichtig, die geeigneten Grünflächen nicht nur für den Sonnenstrom-Ausbau zu nützen, sondern auch sogenannte „Sonnenenergie-Biotope“ zu schaffen. Dabei sollen im direkten Umfeld der PV-Anlagen beispielsweise Wildblumenwiesen, Hecken oder kleine Tümpel angelegt werden

„Im Land Niederösterreich decken wir seit dem Jahr 2015 den Strombedarf zu 100 Prozent aus Erneuerbarer Energie“, betonte LH-Stellvertreter Pernkopf bei einer Pressekonferenz. „Die Energiewende ist ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz mit positivem Effekt auf Wertschöpfung und Arbeitsplätze“, ergänzte Pernkopf.

Von 40.000 Anlagen auf 400.000?
„Gerade Photovoltaik wird bei der Energiewende künftig eine noch größere Rolle spielen, nicht nur in Niederösterreich, sondern auch national und international“, erklärte Pernkopf die Wichtigkeit des Ausbaues des Sonnenstromes. In Niederösterreich gebe es laut Pernkopf rund 40.000 Anlagen mit einer Leistung von 325 Megawatt. „Diese Anlagen befinden sich hauptsächlich auf Dächern.“ Man habe sich in Niederösterreich das Ziel gesetzt, die PV-Leistung bis 2030 zu verzehnfachen. Dabei tue sich die Frage auf, wo diese Anlagen künftig installiert würden. Pernkopf dazu: „Priorität haben PV-Anlagen auf Dächern, Betriebshallen und anderen schon bebauten Flächen. Das können und sollen beispielsweise auch Parkplätze sein.“ In den Landesgesetzen habe man dazu schon Vereinfachungen umgesetzt. Laut Pernkopf brauche es auf Bundesebene nun den nächsten Schritt: „Ich habe schon Gespräche mit der neuen Umweltministerin Leonore Gewessler geführt, denn das neue ‚Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz‘ ist dringend notwendig und muss rasch umgesetzt werden.“ Auch dort sollen sich diese Prioritäten wiederfinden.

Im Land Niederösterreich würden sämtliche Dächer der Landesgebäude auf ihre PV-Tauglichkeit überprüft. „Ziel ist es, möglichst viele dieser Dächer mit PV-Anlagen auszustatten“, so der LH-Stellvertreter. .

Thomas Knoll, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Landschaftsarchitektur, unterstrich das: „Wir haben nur ein Niederösterreich, daher können wir nicht alle Flächen fünf Mal verbauen. Der Geist dieses neuen Leitfadens ist so geschrieben, dass die Multifunktionalität der Landschaft optimal genutzt wird. Niederösterreich ist mit vielen verschiedenen Projekten wie etwa dem ‚Grünen Ring‘ Vorreiter, wenn es darum geht, wertvolle Böden zu schützen. Dieser Weg wird hier weiter beschritten.“ Demnach sollen sich die PV-Anlagen gut ins Landschaftsbild einbetten. „Das kann man nur durch gute Planung erreichen“, erklärte Knoll abschließend.

(cst/hst)

Webseite Land Niederösterreich 

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