Die Stromnetze der EU müssen allein bis 2015 um 18.700 Kilometer erweitert werden, um den steigenden Energiebedarf der Zukunft zu decken. Dabei spielen auch Investitionen in den Ausbau der Netze für Wind-, Wasser- und Sonnenkraft eine große Rolle.


Der Netzbetreiberverband ENTSO-E empfiehlt bis 2015 23 bis 28 Milliarden Euro in den Ausbau des Stromnetzes zu investieren. Bis 2020 müsse die EU die Netze sogar um 42.100 Kilometer ausbauen, um ihre Bürger mit Strom versorgen und wettbewerbsfähig bleiben zu können, heißt es in einem von ENTSO-E am Montag in Brüssel vorgestellten Zehn-Jahres-Investitionsplan.

Als einen der Gründe für den Neubau von Leitungen nennt ENTSO-E-Generalsekretär Konstantin Stachus den geplanten Ausbau der Stromversorgung aus erneuerbaren Energien. 9.600 Kilometer des geplanten neuen Netzes müssten beispielsweise aus Seekabeln bestehen, um die Anbindung von Offshore-Windparks zu gewährleisten, so Stachus. Unter dem Namen Seatec wollen die Anrainerstaaten der Nordsee beispielsweise ein Unterwasser-Seenetz aufbauen, um Windparks an das kontinentaleuropäische Netz anzuschließen, aber auch um leichter Strom von den Wasserkraftwerken in Skandinavien an andere Staaten liefern zu können.

„Circa 1.500 Kilometer sollen bis 2015 in Auftrag gegeben sein“, sagte Stachus im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. „Allein zwei Drittel davon entfallen auf die Anbindung der Offshore-Windparks.“ Keine besondere Rolle spiele im derzeitigen Ausbau-Plan dagegen das Projekt Desertec, mit dem Sonnenenergie aus Afrika nach Europa transportiert werden solle, sagte Stachus weiter. Bisher befinde sich dieses Projekt noch zu sehr in der Planungsphase.

Der Stromverbrauch werde bis 2020 nur moderat, um durchschnittlich 1,5 Prozent steigen, erklärte der ENTSO-E-Generalsekretär. Gut ein Viertel davon werde dann aus erneuerbaren Energiequellen stammen. Der Anstieg bedeute aber nicht, dass die EU ihr Klimaschutziel verfehlen werde, den Energieverbrauch bis zum Jahr 2020 um 20 Prozent zu senken. „Wir gehen vielmehr davon aus, dass Öl und Gas teilweise durch Strom ersetzt werden, weil dieser gewonnen werden kann, ohne das Klima stark zu belasten“, so Stachus.

Die nötigen Investitionen könnten die Netzbetreiber selbst stemmen, meint Stachus. Dafür müssten ihnen allerdings Politik und Regulierungsbehörden entsprechenden Spielraum für so genannte Durchleitungsgebühren lassen, mit denen die Investitionen refinanziert werden könnten. Erfahrungsgemäß seien aber nicht die Kosten, sondern die langen Genehmigungsverfahren das größere Problem“, so der Verbandschef.

ENTSO-E ist ein Zusammenschluss von 42 Übertragungsnetzbetreibern aus 34 europäischen Staaten. Der alle zwei Jahre überarbeitete Zehn-Jahres-Plan gibt den nicht bindenden Rahmen für die verbindlichen nationalen Investitionspläne vor, die Netzbetreiber künftig jährlich erstellen müssen.

Quelle & Information: ENTSO-E

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