Österreichs Regierungschef wird im Netz und in den Medien bereits abgeschrieben.

Jajob Schwarz (Die Grünen) erklärt seinem Bundeskanzler, wie schlecht die e-Fuels performen. Foto: Instagramm

Was hat er sich dabei nur gedacht? Seit seinem abrupten Einschwenken auf eFuels hat sich der österreichische Bundeskanzler zum Gespött von Physikern, Umweltschützern aber auch Motorenentwicklern gemacht.

Kurz der Hintergrund: Synthetisch hergestellte Treibstoffe, mit denen man Verbrennungsmotoren in Autos betreiben kann, sogenannte e-Fuels, sind um ein Vielfaches komplizierter und teurer herzustellen als der Strom, mit dem normale E-Autos betrieben werden können.

Dennoch brachte der Kanzler die e-Fuels nun massiv in die öffentliche Debatte – was zur Folge hat, dass nun auch die Desinteressiertesten wissen, das e-Fuels keine Lösung sind. Denn durch den – mit dem grünen Koalitionspartner verständlicherweise unabgesprochenen – Vorstoß, schwappte eine Info-Flut über das Land. Noch nie wurde so schnell und so intensiv über einen Fachbegriff debattiert.

In Foren und Zeitungen, an Stammtischen und Arbeitsplätzen wurde schnell klar: Selbst die Auto-Industrie ist zu einem überwiegenden Teil nicht an der Weiterentwicklung der Verbrennungsmotoren interessiert. Elektro-Autos sind einfach die besseren Fahrzeuge (geworden).

Kochen auf der Motorhaube

Mal verweisen die Posts auf physikalische Erklärungen, die im Netz nun zuhauf angeboten werden, wie hier im Spiegel. Immerhin wird dort auf die große Wärme-Entwicklung humorig hingewiesen: Beim Benzin- oder Dieselmotor könne man auf der Motorhaube Lachsrezepte ausprobieren, nach zwanzig Minuten sei das Gericht fertig, es gäbe sogar ein eigenes Kochbuch für die „Verbrenner-Gerichte“. Es heißt Manifold Destiny.

Andere nehmens gemütlich und lustig, um dem Bundskanzler mit Rat und Tat unter die Arme zu greifen. Jakob Schwarz hat es mit einem Flipchart versucht, auf dem er die Unterschiede zwischen e-Fuels und Stromautos darstellt. Fazit: Man braucht wohl acht Mal so viel Ökostrom, um mit e-Fuels so weit zu fahren wie mit einem E-Auto.

Kronenzeitung kritisiert den synthetischen Holzweg des Kanzlers

Das muss dem Bundeskanzler Nehammer (ÖVP) nun immer noch nicht einleuchten, oder gar Sorgen bereiten, denn Jakob Schwarz ist Nationalrats-Abgeordneter der Grünen, somit Koalitionspartner. Eher besorgniserregend dürfte sein, dass auch die Kronenzeitung, mächtige Wortführerin des österreichischen Boulevards, den Kanzler offenbar schon abgeschrieben hat.

Dort schreibt man (18.4.2023): „Kraft wendet der schwarz-türkise Kanzler auf, um zu beweisen, was ohnehin niemand bezweifelt: Er ist kein Grüner! Spätestens seit seiner sogenannten „Kanzler-Rede“, für viele Insider der Auftakt zum Wahlkampf für vorverlegte Nationalratswahlen, gebärdet sich Karl Nehammer als anti-grüner „Auto-Kanzler“ des seiner Definition nach „Auto-Landes“ Österreich.“

Auto-Industrie hat sich für E-Auto entschieden

Doch es kommt noch dicker: „Zur Einstimmung ging es mit großem Getöse zum BMW-Werk in Steyr, wo über all die Jahre schon viele Millionen an Verbrenner-Motoren von den Bändern liefen. Doch dort ist - im Gegensatz zum Bundeskanzler - klar, dass es sich beim Verbrenner um ein Auslaufmodell handelt. In die Forschung und Entwicklung in Zusammenhang mit den synthetischen Treibstoffen wird kein Cent investiert. Dafür nimmt BMW eine Milliarde Euro in die Hand: Um ab 2025 in Steyr in großem Stil Elektroantriebe für Autos zu produzieren.“

Verbrenner werden verboten, E-Autos sind die Zukunft

Mittlerweile werden weltweit immer mehr Stopptafeln für Verbrenner aufgezogen, Einfahrtsbeschränkungen errichtet und Verkaufsverbote datiert. Und der weltweit nunmehr wichtigste Automarkt China weist die Europäer mit ihren unsauberen Karossen zunehmend zurück – Volkswagen spürt das deutlich, die Verkäufe gehen stark zurück.

(hst)

 

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