Es geht offenbar schneller als geglaubt: Elektroautos kommen mit ihren Reichweiten in Richtung Verbrenner-Fahrzeuge. Allerdings nicht die Modelle der europäischen Hersteller.

647 km Reichweite: Derzeit aber nur in Nordamerika lieferbar. Foto: Tesla.com

Das Modell S Long Range Plus hat es geschafft: Er fährt mit einer Akkuladung über 400 Meilen weit, was 647 Kilometern entspricht.

„Ab heute (15.6.2020) haben alle nordamerikanischen Modelle des Modells S Long Range Plus eine offizielle Reichweite von 402 Meilen (EPA), was einer Reichweitensteigerung von fast 20% im Vergleich zu einem Modell S 100D aus dem Jahr 2019 mit demselben Akkupack entspricht.“ So teilen das die Amerikaner in einer Veröffentlichung mit.Mit EPA ist die recht realistische US-Norm gemeint.  Alle Long Range Plus-Fahrzeuge des Modells S erhalten die neue 402-Meilen-Bewertung.

Damit wird dieses Elektroauto ganz „normal“ und schließt an die Reichweiten von (kleineren) Verbrennerfahrzeugen auf. Diese haben je nach Fahrweise auch nicht mehr als 600 Kilometer im Tank. Allerdings gilt das derzeit nur für die US-amerikanische Automarke Tesla, die im kalifornischen Fremont die Long Range-Modelle fertigt. Die europäische Fahrzeugindustrie versucht, die benzin- oder dieselgetriebenen Fahrzeuge möglichst lange auf der Straße zu lassen. Elektroautos von VW, BMW oder Renault kommen über 300-400 Kilometer im Sommer nicht hinaus (und kosten dennoch 30-40.000 Euro aufwärts – was den Absatz entsprechend drosselt.

Folgendes ist laut Tesla neu:

Weniger Masse und Gewicht
Masse ist der Feind sowohl der Effizienz als auch der Leistung, und die Minimierung des Gewichts jeder Komponente macht sich bezahlt: Mehrere Lehren habe man aus dem technischen Design und der Herstellung von Modell 3 und Modell Y gezogen, um sie auf die Modelle S und X zu übertragen: „Zusätzliche Gewichtseinsparungen wurden auch durch die Standardisierung der Sitzherstellung und leichtere Materialien erzielt, die in unseren Akkus und Antriebseinheiten verwendet werden.“

Neue „Tempest“ Aero Räder und Reifen
Mit den neuesten 8,5 Zoll breiten Aero-Räder reduzieren die Tesla Long-Range-Plus-Fahrzeuge den Luftwiderstand im Vergleich zu den vorherigen Rädern des Modells S Long Range. In Kombination mit einem neuen Spezialreifen, der speziell zur Verringerung des Rollwiderstands entwickelt wurde, erhöht sich die Gesamtreichweite um 2%.

Erhöhte Effizienz der Antriebseinheit
In ihrem hinteren Antriebsbereich hat die Firma die mechanische durch eine elektrische Ölpumpe ersetzt, die die Schmierung unabhängig von der Fahrzeuggeschwindigkeit optimiert, um so die Reibung zu verringern. Weitere Verbesserungen am Getriebe der vorderen „Permanentmagnet-Synchronreluktanzmotoren“, die auch im Modell 3 und Modell Y eingebaut  werden, haben zu einer Erhöhung der Reichweite um weitere 2% bei Fahrten auf der Autobahn geführt.

Maximierung des regenerativen Bremsens
Tesla: „Unsere neueste Antriebsfunktion, HOLD, kombiniert das regenerative Bremsen des Motors mit dem physischen Bremsen, um unsere Autos zum Stillstand zu bringen, indem das Gaspedal losgelassen wird. Um das Auto reibungslos zum Stehen zu bringen, arbeitet das regenerative Bremsen jetzt mit einer niedrigeren Geschwindigkeit und Verzögerungsrate. Dadurch wird mehr Energie an den Akku zurückgesendet.“

Das Modell S Long Range Plus kostet laut US-Website 69.490 Dollar, wann er in Oslo, Berlin oder Wien zu bekommen sein wird ist noch nicht bekannt. Derzeit kann man in Österreich den Tesla mit 610 km Reichweite und 250 kmh Spitzengeschwindigkeit um rund 82.000 Euro bestellen. Die 647 km sind erst im Anrollen.

Zur Tesla-Veröffentlichung.

 

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