Eine Lebenszyklusanalyse des Volkswagen-Konzerns vergleicht einen Golf TDI und einen e-Golf. Der e-Golf hat die Nase vorn.  

Der e-Golf fährt nicht nur grüner aus sein verbrennender Bruder. Er kommt auch insgesamt besser weg. Foto: VW

Es ist wieder so weit! Quasi pünktlich im Monatsrhythmus kommt eine neue Studie zur E-Mobilität auf und demonstriert – erneut –, dass E-Autos beim Schadstoffausstoss wesentlich besser abschneiden als Verbrenner. Zuletzt schwang das Pendel ja noch in die Richtung gegen das Elektroauto. 

Eine Studie der CESifo-Gruppe in München schickte sich kürzlich an, die Wahrheit über das E-Auto ans Licht zu bringen. Es sei ja auch viel schlechter als Verbrenner. Und das stimmt. Zumindest wenn man mit den Zahlen der Studie rechnet, die die halbe Wahrheit unterschlagen. Der Spiegel hat sie mittlerweile hinlänglich in der Luft zerrissen. Eine der Quellen für die Studie, Bruno Burger, Abteilungsleiter Stromnetze des Fraunhofer Instituts, hat sich ebenfalls von dem Machwerk distanziert

Und noch eine Studie
Da die eine erfolgreich abgehandelt ist, können wir uns auf die nächste konzentrieren. Es wird ja sonst langweilig. Eine Vorwarnung: Die folgende Studie stammt aus dem Hause Volkswagen. Der Konzern hat seine eigenen Ziele in Sachen Mobilität und wir können weder die verwendeten Daten restlos überprüfen, noch die Spannweite, die sie für diese angenommen haben. Die Ergebnisse sollten also mit der entsprechenden Skepsis gelesen werden. 

Bei einer Studie von VW muss es nicht überraschen, dass der Konzern für seine Gegenüberstellung einen Golf und einen e-Golf verwendet hat. In einer Lebenszyklusanalyse betrachteten die Forschenden die Daten beider Modelle, um herauszufinden, wer denn nun – auf sein Leben gerechnet – weniger CO2 ausstößt. Der klare Sieger? Der e-Golf.  

e-Golf zieht davon
Während der aktuelle Golf TDI insgesamt auf 140 g CO2/km kommt, sind es beim e-Golf nur 119 g CO2/km. Dieser Unterschied ist nicht so groß. Zumindest nicht, bis man sich anschaut, mit welchen Daten Volkswagen hier rechnet. Die Schreibenden der Studie nehmen für den Betrieb des E-Autos und der Batterie den EU-Strommix an. Der besteht nur zu 30 % aus erneuerbarer Energie.   

Dementsprechend hoch fallen auch die Werte in den beiden zentralen Phasen des Lebens von Autos aus: Erzeugung und Nutzung. Zuerst zur Erzeugungsphase. Hier entsteht – bekanntermaßen – der größte Teil des Schadstoff-Ausstoßes von E-Autos. Dementsprechend kommt der e-Golf hier auf einen weit höheren Wert aus der Golf. 57 g CO2/km im Vergleich zu 29 g CO2/km. 

Umgekehrt sind die Daten dafür in der Nutzungsphase der beiden Gefährte (200.000 angenommene km). Während der Verbrenner hier 111 g CO2/km erzeugt, sind es beim Stromer nur 62 g CO2/km. Hier geht VW aber vom doch recht schmutzigen EU-Strommix aus und verweist auch gleich auf das größte Potential des E-Autos: Wer rein mit Erneuerbaren lädt, kommt auf nur 2 g CO2/km. 

Woher kommt der Strom?
Dieser Punkt ist zentral und wurde bei der letzten Studie – jener von CESifo – völlig ignoriert. E-Fahrende können sich selbst aussuchen, welchen Strom sie laden wollen. Dabei können wir davon ausgehen, dass der Großteil der E-Mobilist_innen aktuell aus ökologischen Gründen umsteigt und dementsprechend nicht zu Kohlestrom greifen wird. An den öffentlichen Ladesäulen kommt man ohnehin nur zu Strom aus grünen Quellen. 

VW berechnet in der Lebenszyklusanalyse übrigens auch die Auswirkungen der ausgedienten Batterien. Auch hier sind Potentiale vorhanden, indem man sie weiterverwendet, wenn sie im Auto keinen Platz mehr finden. Danach lässt sich aus ihnen ein neues Rohmaterial gewinnen (Black powder), das bei Herstellung neuer Kathoden Verwendung finden kann. VW werkelt auch schon an einem entsprechenden Werk dafür. 

Potente Potentiale
Außerdem weist der Konzern auch noch auf andere Potentiale hin. So zum Beispiel auf die Verbesserungen bei der Herstellung von Akkus und auf der Versorgungskette, die ebenfalls CO2 einsparen können. Auch diese Faktoren hat die CESifo-Studie übrigens nicht beachtet. 

Das zeigt wieder einmal aufs Neue, wie groß die Schwankungen zwischen einzelnen Studien doch sein können und beweist, dass es doch einen erheblichen Unterschied macht, 1. welche Zahlen man tatsächlich zu Rate zieht und 2. ob man sich tatsächlich mit der Verwendung der Technologie auseinandersetzt, über die man schreibt. (flb)

Leserbriefe, Anmerkungen, Kommentare bitte an redaktion(at)energie-bau.at

ebau newsletter