In Flammen stehende E-Autos machen immer wieder Schlagzeilen. Aber wie anfällig für Feuer ist die Technologie im Vergleich zu Verbrennern tatsächlich? 
Brennende Autos schaffen es meist gar nicht mehr in die Medien. Brennende E-Autos auf anderen Seite sehrwohl. Foto: pxhere
Kürzlich hat die deutsche Post mehrere hundert Fahrzeuge ihres Tochter-Unternehmens Streetscooter aus dem Verkehr gezogen. Der Grund dafür: Insgesamt 460 Streetscooter Work L aus dem Baujahr sollen ein erhöhtes Brandrisiko aufweisen. Die Fahrenden hat die deutsche Post angewiesen, lieber die Finger von den Gefährten zu lassen, wenn sie irgendetwas bemerken, dass darauf hindeuten könnte. 

Dieser Vorfall passt erschreckend gut in die allgemeine Stimmung rund um E-Autos. Immer wieder, so scheint es, kommt es zu Vorfällen, bei denen Teslas und andere E-Autos spontan in Flammen aufgehen. YouTube-Videos gibt es davon zumindest zuhauf. Hinzu kommen die Geschichten, Feuerwehrleute müssten eigens für die neue Technologie ausgebildet werden, weil sie nicht für die neuen Fahrzeuge gerüstet seien.  

Aber ist da etwas dran? Sind E-Autos wirklich brennende Todesfallen? Immerhin liest man ja ständig davon. 

Vergleichsdaten
Gerade dieser Punkt – ständig davon zu lesen – ist irreführend, wie einem alle sagen können, die Medien über längere Zeit beobachten. Schließlich wird ja nur dann über Unfälle berichtet, wenn diese in irgendeiner Weise einen Neuigkeitswert mit sich bringen. E-Autos, die Technologie von morgen, die zu brennen anfangen, fallen in diese Kategorie. Verbrenner nicht. Das passiert zu häufig. Das ist nichts Neues mehr. 

Wie oft Verbrenner verbrennen? In den USA allein waren es im Jahr 2015 174.000 gemeldete Vorfälle, in denen Autos Feuer fingen. Quasi alle von diesen waren Verbrenner. Im Vergleich sind die Brandfälle von Stromern überschaubar: Sechs Tesla Modell S, zwei Chevrolet Volt, zwei Mitsubishi, ein Zotye und ein BYD (Stand 2017, aber der Punkt bleibt bestehen).

Auch andere Aussagen – unter anderem aus einer Nachforschung für die National Highway Traffic Safety Administration der USA – entsprechen diesem Bild: „Die Tendenz und Ernsthaftigkeit von Bränden und Explosionen von Lithium-Ionen-Batteriesystemen sind voraussichtlich ungefähr gleich hoch oder sogar ein wenig niedriger als bei Benzin- oder Diesel-Fahrzeugen.“ 

Statistiken
Statistisch lassen sich die Vorkommnisse ebenfalls recht leicht relativieren. Nicht nur anhand der Anzahl von Autos in Relation zu den Bränden, sondern auch anhand der gefahrenen Kilometer. Tesla selbst spricht in diesem Kontext von 5 Feuern pro Milliarde gefahrener km für Teslas. Verbrenner kämen im Vergleich dazu auf 55 Feuer pro Mrd. km. 

Martin Winter vom Forschungszentrum Jülich kam 2017 auf noch drastischere Zahlen: 90 Brände/Mrd. km. bei Verbrennern bei sogar nur 2 Bränden/Mrd. km. bei Teslas. Er weist allerdings darauf hin, dass die Datenlage noch zu klein sei, um wirklich stichhaltige Schlussfolgerungen zu ziehen. 

Brandverlauf
Dennoch: Die Daten sind stichhaltig. E-Autos sind nicht gefährlicher als Verbrenner. Vielleicht sogar sicherer. Bleibt noch das Argument, dass die Brände anders verlaufen würden und die Einsatzkräfte nicht vollständig darauf geschult seien. Das ist wahr, verlangt aber auch nach Kontext. Die Schulungen finden zum Beispiel aktuell immer wieder statt und es dauert logischerweise immer ein wenig, bis alle Beteiligten auf eine neue Technologie eingeschossen sind. 

Auch die Sache mit dem Brandverlauf ist richtig. Während sich der Brennstoff im Tank klassischer Autos quasi sofort entzündet, dauert es bei Batterien wesentlich länger. Das hat kann aber sogar Vorteile mitbringen, da die Insassen so nach dem Unfall die Zeit haben, das Auto zu verlassen, ehe der Brand beginnt. Es birgt allerdings auch Risiken. Zum Beispiel, wenn die Batterie beschädigt wird, weil man gerade über Schutt gefahren ist und man es nicht mitbekommt. 

Zeit
An dieser Stelle noch einmal ein wenig zeitlichen Kontext: Die klassische Autoindustrie hatte über 100 Jahre und Milliarden an Ressourcen, um die Treibstoffe Benzin und Diesel sicherer zu gestalten. Das haben sie auch getan. In den 80ern gingen in den USA schließlich noch 400.000 Autos in Flammen auf. Diese Zahl konnte in den letzten 30 Jahren mehr als halbiert werden. Wenn wir E-Autos die gleiche Zeit und die gleichen Ressourcen zukommen lassen, werden auch diese sich verbessern. Noch weiter, denn sie starten ja auf dem Niveau aktueller Verbrenner. 

Aber was ist nun mit der Deutschen Post, die ja aktuell mit brennenden Transportern zu kämpfen hat? Auch dort hat man mittlerweile den Ursprung der Brände erkannt. Nicht die Batterie selbst war per se Schuld. Die Post konnte die Feuer auf einen Verarbeitungsfehler vonseiten der Batterieherstellenden zurückführen: Eine fehlerhafte Verschweißung bei der Traktionsbatterie. Kein systemisches Problem der E-Mobilität, sondern ein menschlicher Fehler. (flb)

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