Kommentar von Bernhard Herzog
Partner der Unternehmensberatung M.O.O.CON

GASTKOMMENTAR: Unternehmen können die CO2-Emissionen ihrer MitarbeiterInnen maßgeblich beeinflussen und damit ihre eigenen Gesamt-Emissionen reduzieren.

Es gibt noch viel zu tun ... Grafik: Bundesumweltministerium Deutschland

Home Office: Natürlich schafft jedes Auslagern von Arbeit in einen unternehmensfremden Ort zu allererst Entlastung: weniger Flächenbedarf und weniger Energieverbrauch im Büro. Reduziert wird dadurch jedoch noch nichts – nur vom Unternehmen zu den MitarbeiterInnen verschoben. Es gilt also eine richtige Mischung für Home Office und Büro zu finden – für das Unternehmen, die Menschen und die damit verbundenen Emissionen. Die leitende Frage ist: Wieviel Leerstand können wir uns leisten? Büros stehen zur Normalarbeitszeit 30 bis 50 Prozent leer und Wohnungen zu 50 Prozent. Die Frage, die sich verantwortungsbewusste Unternehmen stellen müssen, ist: Wie können wir bestehende Orte effizienter zur Arbeit nutzen?

Pendlermobilität: In der Frage wo gebaut wird und wie die MitarbeiterInnen zur Arbeit kommen liegt einer der größten Hebel. Bieten Unternehmen ihren Beschäftigten das Home Office als Arbeitsort an, besteht Potenzial Pendlerwege zu vermindern, da man nicht jeden Tag ins Büro fahren muss. Auch die Frage welches Verkehrsmittel am attraktivsten ist, können Unternehmen mitbestimmen: Werden Parkplätze am Firmengelände zur Verfügung gestellt? Wenn ja, um welchen Preis? Werden öffentliche Verkehrsmittel durch Freifahrten gefördert oder in die Firmenflotte investiert? Und welchen Status vermitteln Dienstautos im Unternehmen?

Gebäude, Baustoffe und Verbräuche: Weniger bauen, heißt weniger Baustoffe. Je weniger Baustoffe benötigt werden, umso weniger Energie steckt in der „Herstellung“ eines Gebäudes. Und je weniger Energie wir im Gebäude verbrauchen, desto eher kann sie am und mit dem Gebäude erzeugt werden. Unternehmen würden damit von reinen VerbraucherInnen zu ErzeugerInnen werden.

Dienstreisen: Einer der höchsten Werte in unseren Öko-Map Auswertungen (siehe Grafik oben). Hier schaffen manche Unternehmen sogar Werte bis zu 10 t pro MitarbeiterIn pro Jahr. Hier ist ein Umdenken nötig. Videokonferenzen können viele Dienstreisen sinnvoll ersetzen – sie sparen Geld und Emissionen. Den richtigen Mix zwischen analoger und virtueller Meeting-Kultur zu finden ist der Schlüssel zum Erfolg. Und die Corona-Zeit war und ist eine sehr gute Lehrmeisterin.

Ernährung: Eine betriebliche Kantine kann Verantwortung ausdrücken. Das was am Speiseplan steht, verursacht Emissionen. Es ist nicht egal ob regional, saisonal und vegetarisch gekocht wird. Die Wirkung ist jedenfalls eine große, wenngleich sie auch nicht nur durch das Management eines Unternehmens zu beeinflussen ist. Hier beginnt die Mitverantwortung der Beschäftigten; genauso wie am Weg vom Büro nachhause.
Big things and slow things first

Mobilität ist das Thema unserer Zeit. Durch die Einschränkungen der Pandemie lernen wir eine neue, bewusstere Mobilität. Wir lernen: Nicht alles muss von Angesicht zu Angesicht passieren und das Büro ist nicht für jede Tätigkeit der einzig richtige Ort. Es gibt viele Möglichkeiten zu arbeiten. Und die Wahl dieser Arbeitsorte beeinflusst den größten Hebel: die Mobilität.

 

Bernhard Herzog

Bernhard Herzog

Partner der Unternehmensberatung M.O.O.CON

Bernhard Herzog ist Partner bei M.O.O.CON, Unternehmensberatung für identitätsstiftende und nachhaltige Gebäude, Prozesse und Arbeitswelten.

www.moo-con.com