Kommentar von Florian Born
Redakteur, Starmühler Agentur & Verlag
415 Investorfirmen haben sich für eine Förderung von grünen Technologien ausgesprochen. Die Regierungen der Welt setzen ihnen zu wenig durch. Das ist ein Armutszeugnis für die Politik.
Anfang der Woche hat eine Interessengemeinschaft an Investorfirmen ein gemeinsames Statement an die internationale Staatengemeinschaft gerichtet. Diese bespricht aktuell in Katovice die Umsetzung des Übereinkommens von Paris. Genau darum geht es auch beim Statement der Investoren. Wer nun aber glaubt, sie würden sich gegen den Ausbau von erneuerbaren und karbon-freien Energien aussprechen, liegt völlig falsch. Das Gegenteil ist der Fall.

Die Investor Agenda hat für das Statement 415 Investor-Firmen gesammelt, die sich gemeinsam für einen stärkeren Ausbau von Erneuerbaren Energien einsetzen wollen und ein Einhalten des Übereinkommens von Paris fordern. Konkret geht es in dem Statement an die Führer_innen der Welt um:

  • Ein Einhalten des Klima-Abkommens und der darin definierten maximalen Temperatur-Steigerung um 2 °C.
  • Eine Erhöhung der Investitionen aus dem privaten Sektor in den Übergang auf grüne Technologien. Die Staaten sollen das in Regelwerken und Gesetzen verankern und einen Preis auf den Ausstoß von CO2 setzen.
  • Eine Selbstverpflichtung, klima-bezogene Rechnungslegung zu verbessern und Empfehlungen der Task-Force on Climate Related Financial-Disclosures zu implementieren.
Bei den Unterzeichnenden handelt es sich übrigens nicht nur um kleine Fische. Die insgesamt 415 Unternehmen legen gemeinsam 32 Billionen US-Dollar weltweit an. Unter ihnen befinden sich unter anderem Allianz, Vermögensverwaltungstöchter von Großbanken wie der Deutschen Bank, und die Pensionsfonds ABP und PGGM.

Nicht nur Altruismus
Ihre Gründe sind dabei offensichtlich. Sie verheimlichen sie auch nicht, sondern erklären sie klar in ihrem Statement. Zum einen sind sie der Meinung, die Staaten würden nicht genug tun, um die Klimaziele voranzutreiben. Wenn sich nicht alle wirklich dafür aussprechen würden, könne man das 2-Grad-Ziel nicht erreichen und die Auswirkungen davon wären fatal. Vor allem aus ökologischen Gründen, aber die sind nicht das Hauptaugenmerk der Investor Agenda.

Sie ist vielmehr besorgt darüber, welchen Effekt Klimawandel auf die Wirtschaft haben könnte. So heißt es im Statement: „Die volle Implementierung der gegenwärtigen national festgelegten Leistungen würde zu nicht akzeptierbare hohen Temperatursteigerungen führen, die substantielle negative Auswirkungen auf die Wirtschaft hervorrufen würden.“ Oder kurz: Das, was jetzt passiert, würde die Unterzeichnenden Geld kosten.

Armutszeugnis
Einerseits ist diese Entwicklung positiv. Die Gemeinschaft, die sich hier gemeinsam für eine Veränderung ausgesprochen hat, hat durch ihre hohen finanziellen Mittel auch die entsprechende Macht. Wenn diese Gruppe sich dafür ausspricht, wird klar, dass ökologisches Denken endgültig im Mainstream angekommen ist.

Andererseits ist es ein Armutszeugnis für die Regierungen dieser Welt, dass sie langsamer auf diesen Paradigmenwechsel reagieren, als jene Gruppe, die – per Definition – in erster Linie aufs Geld schaut.
Florian Born

Florian Born

Redakteur, Starmühler Agentur & Verlag

schreibt als Redakteur bei energie:bau über die aktuellen Entwicklungen von Energie, Bau und Klima.