Der Dachverband Erneuerbare Energie Österreich (EEÖ) kritisiert die Wirtschaftskammer für ihr Festhalten an fossilen Strukturen.

Martina Prechtl-Grundnig (EEÖ) kritisiert die bemerkenswert tendenziösen Studien der WKO. Foto: EEÖ

Der Dachverband Erneuerbare Energie Österreich (EEÖ) zeigt sich verwundert angesichts der am 5.12.2022 von der Wirtschaftskammer Österreich präsentierten Behauptungen zum Einsatz von Wasserstoff, E-Fuels und Biogas in der Energiewende. Die Wirtschaftsvertretung und ihre Teilorganisationen seine gleich mit zwei tendenziösen Studien an die Öffentlichkei gegangen, um das Einzementieren von Gasheizungen und fossiler Infrastruktur sowie einer enormen Importabhängigkeit zu propagieren. Zu Hilfe sei ihnen dabei die im Mehrheitseigentum der WKÖ befindliche Energieinstitut der Wirtschaft GmbH gekommen und der unter dem Namen „Allianz Grünes Gas“ agierende „Fachverband Gas Wärme“ der WKÖ.

E-Auto bringt 75 % der Energie auf die Straße, E-Fuels-Autos nur 17 %

Aus Sicht des EEÖ sind diese Behauptungen dringend durch wichtige Fakten zum Einsatz von Grünem Gas, Wasserstoff und E-Fuels klarzustellen: „Biogas, Wasserstoff und E-Fuels werden ohne Frage im zukünftigen Energiesystem eine Rolle übernehmen. Diese ist jedoch sehr eingeschränkt auf Bereiche, in denen gasförmige Energieträger nur schwer und wenig effizient ersetzt werden können, weil hohe Temperaturen erforderlich sind. Das betrifft Teile der Industrie, Ausgleichskraftwerke, den Schwerverkehr oder den Flugverkehr“, so Martina Prechtl-Grundnig, Energieexpertin des EEÖ.

Der breite Einsatz für Raumwärme, Warmwasser und den Individualverkehr hingegen laufe einer effizienten Energieversorgung völlig zuwider. „In einem Elektroauto bringe ich etwa 75 Prozent der eingesetzten Energie auf die Straße, in einem mit E-Fuels betriebenem Auto sind es lediglich 17 Prozent. Es wäre unverantwortlich hier E-Fuels vorzuziehen! In der Fachwelt spricht man von 'exergetischer Priorisierung'. Sie gilt als einer der wichtigsten Grundsätze für die Gestaltung einer effizienten und erneuerbaren Energiezukunft. Ich kann der Wirtschaftskammer nur raten, in die Erstellung ihrer Expertisen auch technisch fundierte Kompetenz im Energiebereich mit einzubeziehen. Technische Gegebenheiten haben schlussendlich auch großen wirtschaftlichen Einfluss!", zeigt sich Prechtl-Grundnig über die Einseitigkeit der Studien überrascht.

Umweg Wasserstoff oder E-Fuels kostet enorm viel Energie

Schließlich gebe es keinen Kubikmeter grünen Wasserstoff und keinen Liter E-Fuels ohne erneuerbaren Strom. Bis zur Energiedienstleistung gehe über den Umweg Wasserstoff oder E-Fuels in der Umwandlungskette enorm viel Energie verloren. Warum also nicht gleich Strom einsetzen?

„Damit wir die Transformation unseres Energiesystemes gut schaffen und nicht Gefahr laufen, in der Falle von ineffizienten und schlussendlich teuren Systemen zu landen, braucht es Technologieklarheit! Insbesondere bei dem gezielten Einsatz von gasförmigen Energieträgern und E-Fuels. Die Energiewendezukunft muss nämlich nicht nur erneuerbar sein, sondern auch effizient!“, zeichnet Prechtl-Grundnig die Richtung für Österreichs Energiezukunft. Dass ausgerechnet die Wirtschaftskammer Österreich diese technisch-physikalische Tatsache und Energieeffizienz standhaft negiert und den Einsatz von Wasserstoff und E-Fuels als Allheilmittel der Energieversorgung beschwört, ist hingegen schwer nachvollziehbar.

„WKÖ hält an alten Fehlern fest“

Die WKO riskiert somit die Absicherung der Energieversorgung, insbesondere für Österreichs Industrie und für die Stromsystemstabilisierung. Sie drängt Österreichs Haushaltskunden in eine höhere Versorgungskonkurrenz. Es drohen Versorgungsengpässe durch hohe Importabhängigkeiten und damit instabile Energiepreise. Schlussendlich gefährden sie durch den Versuch des Einzementierens von fossilen Strukturen die Klimaneutralität und damit die Lebens- und Wirtschaftsgrundlage für die Zukunft.

Der EEÖ sieht in den gestrigen Präsentationen nicht nur die Bestätigung der kolportierten Aussagen, dass die WKÖ die Wärmewende und damit das Erneuerbare-Wärme-Gesetz blockiert, sondern auch, dass die WKÖ die Chancen der Energiewende verkennt. Prechtl-Grundnig gibt deshalb zu bedenken: „Eine Transformation wie die Energiewende bedeutet enorme Veränderungen, auch bei der Infrastruktur. Diesen stehen aber enorme Chancen gegenüber – auch für die Wirtschaft. Wir gewinnen eine sichere, regionale und nachhaltige Energieversorgung zu stabilen Preisen!”

(hst)

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