Laut einem Richtlinien-Entwurf des OIB schneidet Strom im Bereich CO2-Ausstoß schlechter ab als Heizöl und Erdgas. Die Bundesinnung der Elektro-, Gebäude-, Alarm- und Kommunikationstechniker übt harsche Kritik.
Serie: OIB zeigt Strom umweltschädlicher als Heizöl und Erdgas
Laut einem Richtlinien-Entwurf des OIB schneidet Strom im Bereich CO2-Ausstoß schlechter ab als Heizöl und Erdgas. Die Bundesinnung der Elektro-, Gebäude-, Alarm- und Kommunikationstechniker und die e-Marke üben harsche Kritik. Das OIB verweist darauf, dass die verwendeten Konversionsfaktoren von Experten vorab diskutiert und festgelegt wurden

Der Qualm scheint dem Strom dann vorgezogen zu werden. Foto: pxhere
Österreich ist dem Rest der EU in Sachen Energie und Strom in vielerlei Hinsicht weit voraus. Laut Zahlen der EUROSTAT bestand der österreichische Strommix zum Beispiel schon 2015 zu 70 % aus erneuerbaren Energie. Diese Daten scheinen aber noch nicht alle erhalten zu haben.

Eine aktualisierte OIB Richtlinie 6 für Herbst 2018 ist gerade in Arbeit. Diese regelt die bautechnischen Vorschriften in Österreich im Bereich Energie-Einsparung und Wärmeschutz. energie:bau konnte sich den Entwurf vorab ansehen. Dabei sticht vor allem eine Zahl ins Auge.

Strom schmutziger als Öl?
Laut der Tabelle in der Richtlinie im Bereich zu den Konversionsfaktoren zur Ermittlung des Primärenergiebedarfs entstehe bei der Verwendung von Strom mehr CO2-Äquivalent als bei Erdgas. In den Wintermonaten sogar mehr als bei Heizöl. Heizöl kommt dabei auf 310 g/kWh, Erdgas auf 247 g/kWh. Strom kommt laut der Liste auf 248 g/kWh und liegt damit im Schnitt über Erdgas.

Doch wie kann so eine Zahl bei einem Anteil von über 70 % erneuerbarer Energie im Strommix überhaupt zustande kommen? Gerald Prinz, Bundesinnungsmeister der Elektro-, Gebäude-, Alarm- und Kommunikationstechniker, verweist auf einen Aspekt der Tabelle:

„Noch immer wird für Strom als einzige Primärenergie der Erzeugermix der Importländer verwendet und kompliziert hochgerechnet. Während bei allen anderen Energieträgern die Verluste und Verunreinigungen (Erhöhungen der CO2-Faktoren) in den anderen Ländern belassen werden und bei uns nur die Verbrauchswerte in die Tabelle kommen, wird beim Strom alles von der Wurzel an gerechnet.“

VKÖ bevorzugt
Er verweist darauf, dass die Einwände seiner Innung vom OIB konsequent ignoriert wurden, während man die Forderungen der Vereinigung österreichischer Kessellieferanten zu 100 % umgesetzt habe.

In weiterer Konsequenz würde unter den Bestimmungen des OIB nicht nur die Natur leiden – weil fossile Heizquellen sauberen immer noch vorgezogen werden –, sondern vor allem auch jene Bauleute, die auf Strom zurückgreifen wollen. Gerald Prinz: „Die Leute sollen ruhig doppelt bezahlen. Beim Kauf des Stromes und dann auch noch beim Energieausweis. Der Konsument kann sich bewusst teureren Strom (100 % Wasserkraft) kaufen – er darf ihn nur beim Hausbau NICHT verwenden! Der Konsument wäre bereit zum Umdenken – die Sachverständigen anscheinend nicht.“ (flb)

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