Mit sinkenden Strompreisen könnten Energie-Gemeinschaften in Österreich wieder attraktiver werden.

Energiegemeinschaften sind noch im Aufbau begriffen – tragende Säule sind sie noch nicht. Grafik: KEG

Als tragende Säule des Kampfes gegen den Klimawandel hat die österreichische Umweltministerin Leonore Gewessler sie bezeichnet. Allein, die Säule steht noch nicht. Man kann gerade erst von einem Fundament sprechen. Denn die Sache scheint zu kompliziert zu sein: Um innerhalb eines Hauses oder über Grundstücksgrenzen hinweg selbst erzeugten Strom zu verkaufen, müssen viele Gesetze, Regulative und Fristen beachtet werden.
 
Das macht den EG-Willigen offensichtlich so wenig Freude, dass Sie von ihren Vorhaben zurücktreten oder sich die Sache über Jahre hinzieht.
Die staatliche e-Control zählt in ihrem Bericht jedenfalls enttäuschende Zahl Energie-Gemeinschaften auf. Mit Stichtag 30.6.2022 waren das folgende Anzahlen:
 
Anzahl der Energiegemeinschaften pro Bundesland (Stichtag 30.6.2022):
 
> Burgenland 4 
> Kärnten 6 
> Niederösterreich 20 
> Oberösterreich 12 
> Salzburg 1 
> Steiermark 2 
> Tirol 2 
> Vorarlberg 4 
> Wien 0
 
Macht insgesamt nach bald zwei Jahren Erneuerbare Ausbau-Gesetz (EAG) 91 Energiegemeinschaften. „Tragende Säulen“ des Klimakampfes sehen anders aus. 28 davon sind laut e-Control regionale EEGs und 18 lokale EEGs. Die 46 EEGs umfassen 36 Volleinspeiser- anlagen und 191 Verbrauchsanlagen bzw. Überschusseinspeiser. Mit in Summe 20 sind die meisten EEG in Niederösterreich tätig, gefolgt von 12 in Oberösterreich.

Bürokratie und Strompreis

Vielleicht ändert sich das langsame Vorankommen in nächster Zeit. Wie in unserem vielbeachteten Bericht „Aktueller Marktpreis für Strom fast halbiert: 26,86 Cent ab 1.1.2023“ gemeldet, ist das Verkaufen des Stroms vom eigenen Hausdach nicht mehr so lukrativ. Der hohe Strompreis war aber neben der Bürokratie sicherlich ein Hauptgrund für die geringe Attraktivität der EEG. Denn wer so ein gemeinschaftliches Vorhaben plant, will ja auch einen Vorteil haben, auch wenn Umweltschutz ein ein schönes Ziel dabei ist. Doch bei einem schnell wechselnden Strompreis am Markt kommen die Regularien des EEG nicht mit: Die Teilnehmer müssen sich zu lange binden, schnelle Änderungen passen nicht zu den Vereinsstatuten.
 
Mehrparteien-Hausanlagen 
 
Besser sieht es mit den Mehrparteien-Hausanlagen aus, bei denen der Strom am Dach erzeugt und innerhalb des Hauses verteilt und nur der Überschuss ins Netz eingespeist wird. Dazu schreibt die e-Control im EAG-MONITORINGBERICHT 2022: „Der Grundgedanke des § 16a ElWOG ist, dass sich mehrere in einem Haus lebende Konsumentinnen und Konsumenten zusammenschließen können, um selbst erzeugten
Strom gemeinschaftlich vor Ort zu verbrauchen. In Tabelle 22 sind Zahlen von §-16a- ElWOG-Anlagen von Anfang 2022 dargestellt. Verglichen mit Anfang 2021 konnten die Zahlen erneut deutlich gesteigert werden. So waren damals 404 Anlagen in Betrieb, 203 in Umsetzung und 550 in Planung.“

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Gemeinschaftliche Erzeugungsanlagen in Österreich – Stand Jänner 2022
 
Der große Vorsprung von Oberösterreich ist übrigens leicht erklärt: Für die interne Hausvertilung benötigt man Smart Meter – und bei der Ausrollung dieser Stromzähler ist man in OÖ weit vorangeschritten.
 
Link zum EAG-MONITORINGBERICHT 2022 
 
(hst)

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