HOLZ – Nach einem glänzenden „Paletten-Jahr“ 2021 befürchten die Hersteller nun Störungen der Lieferketten.

Ohne Paletten laufen die Lieferketten unrund. Foto: Pexels

Jammern auf hohem Niveau: Laut Statistischem Bundesamt wurden 2021 mehr Paletten in Deutschland produziert als jemals zuvor. Die Palettenproduktion legte um 8,0 Prozent auf gut 119,5 Millionen Stück zu. Die Palettenbranchen in Europa haben gute Geschäfte gemacht. Nun müssen sie sich möglichrweise ein wenig einschränken. 

78 Nägel pro Palette

Denn es herrscht ein Mangel an Nägeln: Paletten werden im Wesentlichen aus Schnittholz, Palettenklötzen und Nägeln gefertigt. 78 Nägel braucht man für eine Europalette. Circa 90 Prozent der für Paletten benötigten losen Nägel werden laut Angaben der europäischen Zulieferer der HPE-Branche aus russischem Stahl gefertigt. In Folge der Handelssanktionen gegen Russland kann dort bis auf weiteres kein Nachschub bestellt werden.

Ein Königreich für ein paar Nägel

Die in Deutschland gefertigten Paletten werden fast ausschließlich in (hoch-)automatisierten Fertigungslinien produziert. Die verwendeten Nägel benötigen Stahlqualitäten, die bislang fast ausschließlich aus Russland zu beziehen waren und die daher nicht so schnell von woanders geordert werden können – zumal für kurzfristige Übersee-Lieferungen etwa aus Fernost kaum bis keine Kapazitäten verfügbar sind.

Umrüstung auf andere Nägel nicht möglich

Da sich die deutschen Fertigungsmaschinen auch nicht auf andere Nägel umrüsten lassen, könnten hier demnächst Millionen von Paletten fehlen. HPE-Geschäftsführer Marcus Kirschner: „Wenn Nägel fehlen, dann droht den betroffenen Unternehmen von heute auf morgen 100 Prozent Kurzarbeit. Je größer die daraus resultierenden Fehlmengen ausfallen, desto gravierender sind auch die Auswirkungen auf den Warenverkehr.“

Transporte, Transporte, Transporte

Welche Transportkapazitäten üblich geworden sind, um so simple Produkte wie Holzpaletten zu produzieren und zu liefern, wird nun deutlich: Neben der Fehlmenge an Paletten aus deutscher Produktion werden bis auf weiteres auch Palettenimporte aus Russland, Belarus und der Ukraine ausbleiben. 2021 wurden gut 10 Millionen Paletten von dort importiert. Das waren 14,5 Prozent der Gesamtmenge deutscher Palettenimporte. Hinzu kamen im Vorjahr 9,55 Millionen Paletten aus Polen und dem Baltikum, deren Hersteller eine große Abhängigkeit von russischen Holzimporten aufweisen. „Hieraus allein lässt sich ein Importdefizit in Höhe von rund 20 Millionen Paletten ableiten. Tatsächlich dürfte die Fehlmenge jedoch noch deutlich höher ausfallen, da nach unseren Informationen alle europäischen Länder das gleiche Versorgungsproblem mit Nägeln haben wie Deutschland“, erklärt Kirschner.

(hst)

Leserbriefe, Anmerkungen, Kommentare bitte an redaktion(at)energie-bau.at

ebau newsletter