Wer hätte es früher mal geglaubt: Am manchen Wochenenden stammt der Strom in Deutschland während bis zu 17 Stunden tagsüber ausschließlich aus Erneuerbaren Energien.

SMARD, , PV, WIND
Ein Wochenende der Erneuerbaren war der 4./5. Juli 2020, 17 Stunden lang übertraf die Erzeugung die Nachfrage. Grafik: SMARD

Es waren prächtige Voraussetzungen für Wind und Photovoltaik: Die Sonne schien am Wochenende des 4./5. Juli 2020  tagsüber praktisch bundesweit und der Wind blies kräftig. Die Auswertungen des Frauenhofer Institutes FSE ergaben, dass Betriebe und Bürger*innen der Bundesrepublik ihren Strom an diesem Wochenende zu über 61 % aus Erneuerbaren Energien decken konnten. Ein derartiger Wert war vor wenigen Jahren noch als völlig unglaublich betrachtet worden. Interessant auch: Selbst während der Nachtstunden waren es über 50 %.

Das PV_Magazin schrieb am 7. Juli 2020 dazu: „Die Auswertung der Datenbank „Smard“ der Bundesnetzagentur zeigt, dass an insgesamt 17 Stunden am vergangenen Wochenende die erneuerbaren Energien mehr als genug Strom erzeugten, um den gesamten Strombedarf in Deutschland allein zu decken. Nach der viertelstündlichen Auflösung war dies am Samstag von 9:45 Uhr bis 17 Uhr der Fall sowie am Sonntag zwischen 7:15 bis etwa 17:15 Uhr. Auch in den anderen Stunden des Wochenendes deckten die erneuerbaren Energien mindestens 50 Prozent des realisierten Stromverbrauchs ab.“

Speicher werden wichtiger
Allerdings zeigt sich an den Auswertungen immer deutlicher, dass nun die Speicherlösungen immer dringender werden. Denn die „gelben Buckel“ der Sonnenenergie fehlen in den Nachtstunden.

Und die Erzeugung ist sehr unterschiedlich – und unberechenbar. Dies zeigen weitere Angaben, die die Deutsche Bundesnetzagentur auf ihrer Plattform SMARD veröffentlichte:

93,5 % Erneuerbare
„Am Dienstag, den 6. Juli kam es zwischen 13.00 und 14.00 Uhr zur höchsten Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien in Höhe von 60,5 GWh. Photovoltaik machte einen Anteil von 22,8 GWh (38 Prozent), Onshore Windanlagen 26,7 GWh (44 Prozent) und Offshore Windanlagen 4,2 GWh (7 Prozent) aus. Die restlichen 6,8 GWh (11 Prozent) trugen Biomasse, Wasserkraft und sonstige Erneuerbare bei. In diesem Zeitraum gab es einen Stromverbrauch von 64,7 GWh. Somit deckten die Erneuerbaren knapp 93,5 Prozent des Stromverbrauchs beziehungsweise der Netzlast in dieser Stunde.

Niedrigst Werte
Am Samstag, den 18. Juli kam es zwischen 21.00 und 22.00 Uhr zum niedrigsten Erzeugungswert Erneuerbarer mit 7,5 GWh, bei einem niedrigen Stromverbrauch von 42,9 GWh. Biomasse machte mit 4,5 GWh den Hauptteil bei den Erneuerbaren aus (60 Prozent), Wasserkraft erzeugte 2,1 GWh (28 Prozent), On- und Offshore Windanlagen zusammen lediglich 0,7 GWh (9 Prozent) und sonstige Erneuerbare die restlichen 0,2 GWh (3 Prozent).

Österreich mit viel Wasserkraft
In Österreich sieht die Lage insoferne anders aus, als die Großwasserkraft einen deutlich höheren Anteil hat. Dafür sind PV und Wind noch „ausbaufähig“. Gegenüber der Fachinformation energate gab der Strom-Bilanzgruppenkoordinator APCS bekannt, dass Erneuerbare an der gesamten Stromerzeugung am 17. August 2020 in Österreich einen Anteil von 87,7 Prozent hatten. Das war der zweithöchste Wert in ganz Europa. „Weil der Verbrauch an diesem Tag kleiner war als die Erzeugung, wurde Strom exportiert. Nach unseren Berechnungen ergibt sich daher beim Verbrauch ein Erneuerbarenanteil von 96 Prozent“, erklärte Philip Rodemeyer, Experte für den Bereich Clearing bei APCS.

Zu bedenken ist bei diesen positiven Zahlen allerdings, dass hier nur der Stromverbrauch diskutiert wird – bei Wärmeerzeugung und Verkehr sehen die Daten deutlich schlechter aus. Hier dominieren klar die fossilen Energien wie Gas und Öl.

SMARD-Plattform der Bundesnetzagentur

Beitrag im PV-Magazin

energate-Beitrag

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