Nur vier Länder der Welt sind ärmer als die Demokratische Republik Kongo. Dennoch bezieht sie ihren gesamten Strom aus erneuerbaren Quellen. 

Serie: Über 90 %: Vorbilder der grünen Energie

Weltweit erzeugen zwölf Länder ihren Strom aus über 90 % erneuerbaren Energiequellen. Zum Vergleich: Österreich kommt auf 74 %. Was machen diese Länder anders und besser und wie kamen sie hierher?


Die demokratische Republik Kongo ist eines der ärmsten Länder der Welt. Ihr Strom stammt aber aus 100% grünen Quellen.

Es gibt auf der Welt nur vier Länder, die ausschließlich Strom aus erneuerbaren oder unendlichen Quellen erzeugen. Wie sich bei Albanien zeigte, sind diese Länder aber nicht zwingend auch die reichsten. Tatsächlich ist sogar das Gegenteil der Fall. Der zweite Staat findet sich auf Platz 176 des Human Development Index, nach BIP/Kopf ist er sogar auf Platz 183 und liegt mitten in Afrika: Die Demokratische Republik Kongo (DRC). 

 

Demokratische Republik Kongo

Die DRC gehört nicht nur zu den ärmsten Ländern der Welt, sondern auch zu den größten. Mit einer Fläche von 2.345.409 km2 ist sie so groß wie Frankreich, Deutschland, Spanien, Polen und das Vereinigte Königreich zusammen. Gleichzeitig hat sie aber nur 92 Mio. Einwohnende, nur 10 Mio. mehr als Deutschland.  

Sie war lange eine französische Kolonie, dann unter belgischer Herrschaft und ab den 1960ern ein souveräner Staat. Seither ist sie Kernpunkt politischer Turbulenzen. Noch heute sind Teile der DRC Kriegsgebiet. Das spiegelt sich auch in der gegenwärtigen Situation und der Platzierung im HDI wider. 

Sogar Strom-Exporte?

Als krasser Gegenpunkt zeigt sich folgendes: Sämtlicher in der DRC produzierte Strom stammt aus erneuerbaren Quellen. 9.223,9 GWh waren es laut IRENA-Daten im Jahr 2016. Beinahe alles davon stammt aus Wasserkraftwerken. Nur etwa 3 GWh sind Solar-Energie. Zugleich importiert das Land aber auch keinen Strom, sondern kann ihn sogar exportieren. Wie ist das möglich? 

Der Grund dafür ist nicht positiv: Nur 17 % der Bevölkerung der demokratischen Republik Kongo haben Zugang zu Strom. Der Großteil davon lebt in urbanen Gebieten. In der Peripherie sind die Zahlen noch geringer. Der Strom-Export ist also nur möglich, weil die eigene Bevölkerung unterversorgt ist.  

Potentiale zuhauf

Das liegt aber nicht an mangelnden Potentialen in der DRC. Davon gibt es zuhauf. USAID spricht allein im Bereich der Wasserkraft von Möglichkeiten bis zu 100.000 MW. Davon verwendet das Land bisher gerade einmal 2.300 MW. 98 % des Potentials an Wasserkraft ist also noch ungenützt. 

Hinzukommen weitere Möglichkeiten in anderen Bereichen. Solar-Energie, Geothermie, Biomasse und Methan könnten zum Einsatz kommen. Nur Windkraft lässt sich schwerer umsetzen. Zumindest in den meisten Teilen des Landes. Man müsste sie nur erschließen und ans Netz bringen. 

Herausforderungen

Genau hier liegt aber auch das große Problem des Landes. Zwar gäbe es genügend Potential, um dieses zu nutzen, braucht es aber Investitionen und qualifizierte Arbeitskräfte. Der Demokratischen Republik Kongo fehlt an beidem. Das hängt wiederum stark mit der instabilen politischen Lage des Landes zusammen.  

Das bedeutet aber nicht, dass die DRC verloren ist, wie solche Daten im ersten Moment glauben machen. Tatsächlich gab es in den letzten 20 Jahren eine enorme Entwicklung. 1999 hatten nur 6 % der Bevölkerung Zugang zu Strom. Mittlerweile sind es 17 %. Das BIP hat sich beinahe verachtfacht, die Lebenserwartung stieg um 10 Jahre und sowohl die Todesrate als auch die Geburtenrate sind gesunken.  

Die Lage in der Demokratischen Republik Kongo bleibt  schlimm. Aber gleichzeitig hat sie sich in den letzten Jahren auch erheblich verbessert und mit den richtigen Anreizen kann die sie noch weiter kommen. Das Wirtschaftswachstum des Landes beweist das. Das hat sich von 2016 bis 2018 beinahe verdoppelt. (flb)

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