Eine rein erneuerbare Stromerzeugung kann bei gleicher Versorgungssicherheit günstiger sein als derzeit geplante Atomkraftwerke in mehreren osteuropäischen EU-Staaten.
Der Bau von Atomkraftwerken ist derzeit in Polen, Ungarn, der Slowakei und Tschechien vorgesehen. Foto: pixabay.com
Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Berliner Analyseinstituts Energy Brainpool im Auftrag des deutschen Ökoenergieanbieters Greenpeace Energy. Demnach können die Kosten für flexibel steuerbare Erneuerbaren-Systeme auf bis zu 100 Euro pro Megawattstunde sinken, aktuelle AKW-Projekte kosten hingegen bis zu 126 Euro pro Megawattstunde. „Der finanzielle Vorsprung der Erneuerbaren wird noch größer, wenn man zusätzliche Kosten für AKW-Störfalle und die noch nicht eingepreiste Lagerung von Atommüll berücksichtigt“, sagt Nils Müller, Vorstand bei Greenpeace Energy.

Polen, Ungarn, die Slowakei und Tschechien planen derzeit den Bau von Atomkraftwerken, die AKW-Projekte hätten zusammen eine Nettoleistung von 15,6 Gigawatt, was laut Aussendung von Greenpeace Energy der Leistung aller zwischen 2011 und 2022 abgeschalteten deutschen Atomkraftwerke entspricht. Die Studie von Energy Brainpool vergleicht die Kosten der osteuropäischen AKW-Projekte mit denen eines verlässlich steuerbaren Erneuerbaren-Kraftwerksystems, das aus Windkraft- und Photovoltaik-Anlagen besteht, deren Stromüberschüsse in erneuerbaren Wasserstoff umgewandelt werden. Dieses „Windgas“ diene als Speichermedium und könne bei Bedarf in teilweise eigens gebauten Gaskraftwerken wieder in Strom umgewandelt werden.

Ein solches Ökoenergie-Kraftwerkssystem könne selbst bei teuren Finanzierungsbedingungen mit geplanten Atomprojekten in Osteuropa konkurrieren, heißt es weiter: Die Stromgestehungskosten lägen für Polen bei 112 Euro und in Tschechien bei 119 Euro je Megawattstunde. Die Studie zeige außerdem, dass die offiziell angenommenen Stromgestehungskosten für AKW-Projekte in Polen, der Slowakei, Tschechien und Ungarn von derzeit bis zu 80 Euro je Megawattstunde offenbar zu niedrig angesetzt seien: „Die Planwerte beim Referenzprojekt Flamanville in Frankreich haben sich bisher mehr als verdoppelt, Hinkley Point C in Großbritannien erhält letztlich mit 119 Euro pro Megawattstunde eine staatlich garantierte Förderung deutlich über Marktpreisen“, sagt Fabian Huneke, Studienautor bei Energy Brainpool. „Warum gerade in den osteuropäischen Staaten Reaktorprojekte bei gleichem Sicherheitsstandard günstiger werden sollten als in Frankreich oder Großbritannien, ist nicht ersichtlich.“ (cst)

Studie „Steuerbare erneuerbare Energien als Alternative zur Kernkraft“

Greenpeace Energy

Webseite Energy Brainpool 

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