Der Ausbau der Photovoltaik ist in Österreich ins Stottern gekommen. Dabei müssten wir doppelt und dreifach so viel PV dazubauen, um die definierten Ziele zu erreichen. Die Branche stöhnt.
Serie: PV in Österreich
Ein Blick auf die Situation der Photovoltaik in Österreich.

Steht sich Österreich selbst in der Sonne? Das Geschäft mit der Photovoltaik ist zäh.
Während vergleichbare Länder wie die Schweiz oder Belgien im vergangenen Jahr 260 und 271 Megawatt Photovoltaik neu dazu gebaut haben, waren es in Österreich nur 175 MW.
Ein Grund: Die gedeckelte Förderung, die reichlich unangenehm verwaltet wird: In 15 Minuten gingen im März bei der Vergabe-Website 8.000 Förderansuchen ein. Tausende Anlagen werden leer ausgehen (und wahrscheinlich dann auch nicht gebaut werden). Und hunderte ProfessionistInnen fühlen sich verschaukelt.

Es haben in der Vergangenheit ohnehin viele PV-Installationsbetriebe aufgegeben oder sich zusätzliche Standbeine geschaffen.

Harte Jahre
„Die vergangenen Jahre waren hart“, sagt Rudi Raymann, der mit Raymann- Kraft der Sonne Photovoltaikanlagen in Deutsch-Wagram/NÖ einer der Platzhirsche ist. Er konnte sich behaupten und hofft, dass 2018 besser werden wird. Er weicht in Richtung Qualität aus und will sich „dem ruinösen Preiskampf nicht ausliefern“. Gemeint sind die Ausschreibungen der wenigen größeren Anlagen, die vorzugsweise von Energieversorgungsunternehmen gebaut werden.

Sehr wohl mitmachen will aber Gerald Gruber, der in seinem Unternehmen 10hoch4 (Wr. Neustadt/NÖ) schon drei Dutzend MitarbeiterInnen beschäftigt. Handelskonzerne und EVUs sind KundInnen, denen er eher großflächige PV verbaut. „Die großen Stromverbraucher haben es kapiert, dass wir mit einem Preis von 4-5 Cent pro Kilowattstunde Netzparität erreicht haben. Photovoltaik rechnet sich einfach.“

Gruber geht auch in Richtung Contracting, also der Vorfinanzierung von Anlagen, die dann aus den Ersparnissen wegen der nachher geringeren Energiekosten von den BesitzerInnen bezahlt werden.

„Zubau mindestens verdreifachen!“
Cornelia Daniel, die mit ihrem Wiener Unternehmen "Dachgold" vorwiegend UnternehmerInnen in der Umsetzung von PV und Solarthermie berät, schreibt auf ihrem Energieblog, „dass der nötige Zubau mindestens verdreifacht werden müsste und langfristig sogar das Zehnfache ausmachen muss. 500 MW/Jahr müsste der Mindestzubau sein, um auch noch annähernd die Ziele zu erreichen. Viel einfacher würde das z. B. über steuerliche Hebel funktionieren, als über Direktförderungen. Unternehmen fangen mit 20 Jahren Abschreibedauer nicht viel an und würden um ein Vielfaches mehr investieren, wenn es statt der Zuschüsse beispielsweise kürzere Abschreibemöglichkeiten gäbe. Dann wäre es eine Förderung zum Nulltarif und das Wachstum eben nicht nur auf die 150 MWp begrenzt. Aber das wäre ja anscheinend viel zu einfach.“

Und weiter: „Die Technologie ist endlich konkurrenzfähig, braucht aber aufgrund der niedrigen Energiekosten und der nicht vorhandenen Bepreisung von dreckiger Energie auch die Unterstützung der Politik. Derzeit wird aber behindert, wo es nur geht. Die Auflagen werden immer obstruser und die Preise gehen dadurch sogar wieder nach oben anstatt nach unten.“

„Energie-Milliarde für jedes Bundesland“
Und der Streitdorfer (NÖ) Energie-Rebell Wolfgang Löser sagt: „Es gibt meines Wissens noch immer keine verbindliche Zusage, das 100.000-Dächer Programm zu finanzieren“, das von der neuen Bundesregierung vor einigen Wochen angekündigt worden ist.

Löser weiter: „Wie wir bei der Speicherförderung gesehen haben, gingen 90 % der Ansuchen leer aus, also wieder eine der großen Ankündigungen, eine medienwirksame Aktion bei der lächerliche 6 Millionen Euro innerhalb weniger Minuten vergeben waren. Genau dasselbe Szenario vermute ich bei den derzeitigen Ankündigungs-Weltmeistern mit der Aktion ,Mission 2030' erneut – wieder viel Lärm um nichts.“

Löser fordert eine Energie-Milliarde für jedes Bundesland und jedes Jahr, um den Umschwung zu schaffen. (hst)

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