Neue Berechnungstools geben Auskunft über die Zusammenhänge und ermöglichen Schimmel-Vorhersage.

Peter Tappler freut sich über die Fertigstellung zweier wichtiger Berechnungstools für Bauschaffende. Foto: H. starmühler

Im neuen Newsletter der Innenraum-Analyteker schreibt Peter Tappler : „Wir sind sehr stolz, Ihnen über die neuen, lang ersehnten webbasierten Tools von klimaaktiv zur Schimmel-Vorhersage und zur eventuellen Notwendigkeit mechanischer Lüftung eines Gebäudes auf Basis einer Monte-Carlo-Simulation berichten zu können: Diese für Bauschaffende sehr hilfreiche Tools sind seit Oktober auf der klimaaktiv-Seite frei verfügbar."

Grundsatzfragen zur Lüftungs-Notwendigkeit können geklärt werden

Gute Luftqualität und Schimmelfreiheit sind wesentliche Voraussetzungen für Gesundheit und Wohlbefinden. Die beiden Berechnungstools klären dabei eine Grundsatzfrage, die im Zuge von Lüftungskonzepten bei Neu- und Umbauten, aber auch anderen Fragestellungen auftritt. Diese Grundsatzfrage lautet, ob sich mit einer reinen Fensterlüftung mit zumutbaren Lüftungsaktivitäten durch die Nutzer:innen eine in den bautechnischen Regelungen der Länder geforderte, ausreichend gute Luftqualität und Schimmelfreiheit erreichen lässt.

Durch Anklicken der Buttons „Berechnungstool Luftqualität“ oder „Berechnungstool Schimmelrisiko“ findet man die Möglichkeit zur Eingabe konkreter Daten sowie umfangreiche Infos in den Erläuterungen.

Huntergrundinfo zu den Berechnungstools:

Mit Hilfe der Berechnungstools können gegebene Räume bzw. Wohnsituationen im Hinblick auf den hygienischen Luftwechsel und notwendige Feuchteabfuhr bewertet werden. Bekannte Gebäudeparameter wie die Raumgröße, die Belegung oder der Standort werden individuell eingegeben oder – sollte dies nicht möglich sein – bei der Monte Carlo Simulation für jeden der berechneten 1.000 Fälle der Wert jedes nicht fixierten Parameters entsprechend einer hinterlegten Verteilungsfunktion zufällig gewählt.

Die Richtwerte für die Luftqualität und den hygienischen Luftwechsel richten sich nach den Vorgaben der Richtlinie für eine gesunde Raumluft, CO2 als Lüftungsparameter des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK). CO2 ist ein guter Indikator für die Luftqualität und wird in ppm angegeben (part per million – Teile pro Million Teilen). Der hygienisch begründete Richtwert von 1.000 ppm CO2 (0,1 Vol%) gilt für Räume, in denen geistige Leistung erbracht wird (bspw. Schulklassen, Büros) oder die zur Regeneration dienen (Schlafräume). Für andere Räume (z.B. Wohnzimmer) gelten 1.400 ppm CO2. Die Werte sind absolut zu betrachten und als arithmetische Mittelwerte über den jeweiligen Beurteilungszeitraum zu verstehen.

Als zumutbare Lüftungsintervalle (Zeit zwischen zwei Lüftungsvorgängen) sind folgende Zeiträume für einzelne Raumkategorien hinterlegt:

Schlafräume: 8 Stunden bzw. 480 Minuten
Wohnräume, Büros: 2 Stunden bzw. 120 Minuten
Besprechungsräume: 60 Minuten
Klassenzimmer, Kindergarten-Gruppenräume: 50 Minuten

Das Schimmelrisiko wird nur für Wohngebäude berechnet, da Schulen, Büros etc. so wenig Feuchteeinträge haben, sodass normalerweise kein Schimmelrisiko besteht. Das Schimmelrisiko wird für zwei unterschiedliche Szenarien, jeweils für die gesamte Wohnung, berechnet:

Anwesenheitsszenario – mit Nutzer:inneneingriff (entsprechend je einem Lüftungsvorgang morgens und abends)
Abwesenheitsszenario (z.B. Winterurlaub) – ohne Nutzer:inneneingriff, aber geringerem Feuchteeintrag

Ist die Zeit, bis der Richtwert erreicht wird, kürzer als die zumutbare Zeit zwischen zwei Lüftungsintervallen oder liegt in Wohnbauten das Schimmelrisiko über 1%, so ist eine lüftungstechnische Maßnahme notwendig. Die lüftungstechnische Maßnahme kann z.B. der Einbau einer Komfortlüftung (Zu- und Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung), eine Abluftanlage oder eine bedarfsgeregelte automatische Fensterlüftung sein.

> Website der Innenraum-Analytiker.

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