Der Tiny-Trend ist beim Beten angekommen: Der Kirchen-Winzling ist mobil und überschaubar groß.

Die Gläubigen müssen näher zusammenrücken. Das Tiny-Church ist dafür transportabel. Foto: FEG

Es ist eigentlich mehr eine Kapelle, bei genauerem Hinsehen. Aber trendiger wirkt die Bezeichnung Tiny-Church.

Die kleine fahrbare Kirche wird derzeit von den Mitgliedern der Freien Evangelischen Gemeinde Offenburg (FEG) gebaut. Gezeigt wird sie auf der NEW HOUSING – Europas größtem Tiny House Festival – vom 30. Juni bis 2. Juli.

Zimmerin und Theologin

Verantwortlich für den Bau ist Sylvia Kärcher. Die 32-jährige Zimmerin hat 2012 ihren Gesellenbrief gemacht. Seit 2022 studiert sie dual Theologie in Freiburg (ab September befindet sich die private Uni in Karlsruhe) und arbeitet bei der FEG. „Ich habe schon zwei Tiny Houses gebaut – eines in der Türkei und das andere in Brandenburg“, sagt Kärcher.

Nun betreut sie die Tiny Church in Offenburg. „Die Idee für die Minikirche hatte unser Pastor Matthias Graf. Er hatte eine Tiny Church auf Facebook gesehen. So war die Idee geboren“, erzählt die Studentin weiter. Das war im Juli 2020. Ein Jahr später wurde die Idee in die Gemeinde getragen. Ob die Kirche wirklich gebaut wird, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar. Kärcher: „Wir hatten uns ein Ziel gesetzt. Wenn bis Ende Oktober 2021 zwei Drittel der Spenden zusammengekommen waren, würden wir die Church bauen. Andernfalls hätten wir das Projekt gar nicht begonnen.“ Und die Spenden kamen zusammen – also ging es los.

Spendensammlung

Zu Beginn wurden, so Kärcher, 10.000 Euro veranschlagt. Weil die Preise für Holz – die Tiny Church besteht fast zu 100 Prozent aus diesem Material – seither aber kräftig angestiegen sind, wird der Bau teurer. „Allein der Anhänger und die Fenster kosten zusammen schon 5000 Euro“, sagt Kärcher. Die Fenster sind spezielle, die auch in Autos verbaut sind. Sie müssen besonders resistent sein und dürfen bei einem Aufprall nicht springen.

Gebaut wird an der Tiny Church jeden zweiten Mittwoch und an einem Samstag pro Monat. Freiwillige der etwa 50 Mitglieder fassenden Gemeinde, kommen dann zusammen, um da mitzuhelfen, wo sie mithelfen können. 

Das sind die Maße der Kirche


Den Entwurf zur Kirche hat Kärcher entwickelt. Das Gotteshaus ist im Innenraum drei Meter lang, an der Spitze vorne kommen 70 Zentimeter dazu. Die Breite beträgt etwa 2,30 Meter und die Veranda, die außerhalb des Innenraums ist, ist 2,40 Meter breit und 1,20 Meter lang. Der Trailer, auf dem dir Kirche steht, hat eine Höhe von etwa 70 Zentimetern. Wenn der Raum bestuhlt ist, passen etwa acht Menschen rein. Ohne Bestuhlung finde bis zu zwölf Menschen in der Tiny Church Platz.

Zweck der Tiny Church

Doch, weshalb baut die Freie Evangelische Gemeinde Offenburg überhaupt die Tiny Church? „Tatsächlich war das lange unklar. Wir werden die Kirche für verschiedene Dinge nutzen. Der Raum kann als Andachts- oder Gebetsraum dienen. Er kann auch in der Seelsorge als ‚Raum der Stille‘ eingesetzt werden. Wir wollen verschiedene Orte in und um Offenburg anfahren, vielleicht Bürgerfesten sein. Es gibt sogar schon erste Anfragen, etwa für das Stadtteilfest oder für eine Silent Disco.“, sagt Kärcher.
Generell aber will die FEG Menschen mit der Tiny Church Gott näherbringen. Dabei gehe es aber gar nicht darum, Mitglieder für die eigene Gemeinde zu gewinnen.

Tiny Church auf der NEW HOUSING

Wer mehr über das Projekt erfahren will, kann das auf der NEW HOUSING vom 30. Juni bis 2. Juli in der Messe Karlsruhe sein. Neben Informationen rund um das Projekt, werden Mitglieder der Gemeinde so wie Sylvia Kärcher selbst vor Ort sein: „Und hoffentlich haben wir bis zur Messe die Zulassung für die Tiny Church erhalten und die Kirche bis dahin fertig gebaut.“
Weitere Informationen unter www.new-housing.de



 

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