Geräte auf Baustellen sind laut und schmutzig. Ein Weg zu nachhaltigeren Optionen ist aber möglich.  

Der R 9200 E bringt 200 t auf die Waage und hat eine Leitung von 850 kW. Foto: Liebherr

Klassische Baumaschinen – vom Bagger über den Radlader bis zum Kran – lassen sich wohl am besten mit drei Wörtern beschreiben: stark, laut, stinkig. Stark übertrieben natürlich, aber die Belastung von Baumaschinen auf ihre Umgebung lassen sich nicht abstreiten. Sowohl Lärmpegel als auch Schadstoffaustausch sind nicht zu unterschätzen. 

Selbstverständlich gibt es in diesem Segment schon einige Regulierungen und auch Gütesiegel, nach denen man sich bei der Anschaffung einer neuen Baumaschine richten kann. So gibt zum Beispiel das Umweltsiegel Blauer Engel Tipps für nachhaltigere Geräte. Das deutsche Umweltbundesamt hat einen Leitfaden veröffentlicht, nach dem man sich richten kann, wenn man auf der Suche nach umweltfreundlicheren Variante ist.   

E-Antrieb?

Wer es mit der Nachhaltigkeit ernst meint, wird mit einem Verbrennungsantrieb in vielen Fällen aber nicht besonders weit kommen. Stattdessen kann man also einen Schritt weitergehen und sich nach Geräten mit einem Elektro-Antrieb umsehen.   

Das klingt im ersten Moment ein wenig weit hergeholt. Immerhin handelt es sich bei Baggern beispielsweise um Fahrzeuge mit mehreren Tonnen Gewicht, die nicht minder schwere Lasten stemmen müssen. Kann ein E-Antrieb überhaupt mit solchen Anforderungen mithalten? 

Kabelsalat?

Die Antwort darauf ist ein klares Ja. Der Beweis dafür findet sich nicht erst in der Gegenwart sondern bereits in den 1950ern. Einer der ersten elektrisch betriebenen Bagger der Welt war der Hochlöffelbagger Menck C251. Er wurde damals mit einem Stromkabel mit Energie versorgt und hatte dementsprechend nicht die größte Reichweite, lief aber rein mit elektrischer Energie. 

Noch heute werden kabelgebundene Bagger produziert und angeboten. Das soll nicht überraschend sein, denn sie bieten Vorteile in einigen Bereichen. Die Terex Fuchs MHL 820 eignet sich zum Beispiel gut für den Einsatz in geschlossenen Räumen.  

Die Lademaschine verfügt über einen Hauptmotor mit 75 kW Leistung, sowie zwei kleinere E-Motoren für die Hydrauliksteuerungsölversorgung und Klimakompressionsantrieb. Dabei ist sie aber leiser als ihr Verbrenner-Äquivalent, die Luftqualität in den Innenräumen bleibt erhalten und auch die Energiekosten sind geringer. Die Dieselvariante der MHL 820 verbraucht 12 l pro Stunde. Die E-Variante kann im besten Fall sogar mit dem Strom der eigenen Müllverbrennungsanlage betrieben werden.  

Batterie?

Auf lange Sicht – wie bei E-Fahrzeugen üblich – rechnen sich elektrisch betriebene Baufahrzeuge also jedenfalls. Das Problem mit dem Kabel und der damit eingeschränkten Bewegungsfreiheit ist damit aber nicht gelöst. Seit einer kommen aber auch schon die ersten Batteriebetriebenen Baumaschinen auf den Markt. 

Eine der ersten war ein kleiner Bagger des Stapler-Herstellers Bobcat. Der Elektro-E10 wiegt etwa eine Tonne und verfügt über einen E-Motor sowie einen Lithium-Ionen-Akku mit zwei bis drei Stunden Durchhaltevermögen.  

Größer?

Wem das zu klein ist, der sollte die Aufmerksamkeit auf eine Zusammenarbeit von Hyundai und Cummins richten. Dort entstand letztes Jahr ein Prototyp eines 3,5 t-Baggers für den Einsatz in Wohngebieten oder Städten. Er soll eine 8-Stunden-Schicht mit einer Ladung überstehen und am nächsten Tag nach 3 Stunden wieder fit sein. 

Wer es richtig groß will, kann sich an Liebherr wenden. Das Unternehmen hat auf der bauma 2019 den R 9200 E vorgestellt. Einen E-Bagger für den Einsatz in Bergwerken mit einem Gewicht von über 200 t. Er hat eine Leistung von 850 kW, muss dafür aber während dem gesamten Betrieb am Kabel hängen.  

Hybrid?

Wem Kabel zu umständlich und Batterien zu unsicher sind, der kann natürlich auch den Mittelweg wählen. Hybridgefährte machen sich schon seit einer Weile einen Namen. Erstmals kam vor zehn Jahren ein Hybrid-Bagger auf den Markt. Der Komatsu PC 200-8 würde aber nicht der letzte bleiben.  

Die bauma 2019 bestätigt das. Bei der diesjährigen Münchner Messe standen Nachhaltigkeit – und damit auch Elektro- und Hybrid-Antriebe – im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Volvo kündigte in diesem Kontext zum Beispiel ebenfalls eine Wende in diese Richtung an und ist Teil einer Bewegung, die Baumaschinen zwar nicht kleiner machen will, aber immer leiser und sauberer. (flb)

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