Immer mehr ökologische Dämmstoffe machen sich am Markt bemerkbar. Zellulose, Jute, Wiesengras und Schafwolle bekommen einen neuen Mitstreiter: Stroh wird durch die Einblasmethode salonfähig.
Stroh als Dämmstoff ist ein Nischenprodukt, da die Verarbeitung in Ballenform durchaus mühsam ist. Foto: AEA/Zottmann
Ökologische Dämmstoffe sind umweltschonend, gesundheitsfreundlich und stehen ihren Konkurrenten aus mineralischen und fossilen Rohstoffen um nichts nach – im Gegenteil: Sie weisen eine ebenso gute Dämmleistung und sogar einen überdurchschnittlichen Hitzeschutz bei Dachdämmungen auf.

Trotzdem sind derzeit nur 4% der verwendeten Dämmstoffe ökologisch, den überwiegenden Rest am Dämmstoffsektor belegen mineralische oder synthetische Dämmstoffe. „In Österreich sprechen wir von 3–5% Marktanteil“, sagt Lorenz Strimitzer, Leiter des Centers Nachwachsende Rohstoffe und Ressourcen bei der Energieagentur Österreich.

Stroh im Mix
Während Zellulose der Marktführer unter den natürlichen Dämmstoffen ist, fristet Stroh noch ein Nischendasein. Der Dämmstoff erreicht zwar ähnliche Werte wie die mineralische Konkurrenz, die Verarbeitung in Ballenform ist aber durchaus mühsam. „Das ist mit viel Handarbeit, nachstopfen, nachschneiden und nachtrimmen verbunden und damit höchst aufwendig“, erzählt Leopold Kasseckert.

Daher kam er nach einigen Experimenten mit Strohballen zu dem Schluss: „Entweder wir dämmen das Haus mit der Einblasmethode, oder wir lassen es bleiben.“ So begann er Stroh für die Einblasmaschine aufzubereiten und hatte schlussendlich Erfolg.

Regionale Wertschöpfung
Das Rohprodukt – Weizenstroh – stammt aus dem Nahbereich des Bauunternehmers. Kasseckert will sein Produkt im Franchise-System vertreiben, sodass nicht das fertig verarbeitete Endprodukt über weite Strecken transportiert werden muss, sondern jeder Bauunternehmer sein eigenes ISO-Stroh mit Stroh aus seiner Region herstellen kann.

„Der Kunde kauft sich einen Produktionscontainer und bereitet sein regionales Stroh mit unserer Methode auf. Es macht ja auf lange Sicht keinen Sinn, österreichisches Stroh nach Dänemark zu karren. Besser, der Kunde in Dänemark verarbeitet regionales Stroh mit unserer Verarbeitungsmethode“, so Kasseckert. Dafür arbeitet das Unternehmen gerade an einer verkaufbaren Containerlösung.

Kennwerte und Brennwerte
Um ein späteres Nachsetzen zu vermeiden, muss Kasseckerts Produkt ISO-Stroh mit einer spezifischen Dichte von 100–130 kg/m3 eingeblasen werden. Stroh anverarbeiteten Halmen konnte die Brennwahrscheinlichkeit fast eliminiert werden.

Nachhaltig dämmen
Auch die Rückbaubarkeit sollte bei der Materialwahl eine Rolle spielen. „Wenn ich mir schon ein schönes Holzgebäude leiste, wäre es auch sinnvoll, das konsequent durchzuziehen und bei allen Materialien auf Ökologie zu schauen“, sagt Strimitzer.

Da sind sich Kasseckert und Strimitzer natürlich einig. „Eine synthetische Dämmung auf einem ökologischen Baustoff macht nur Scherereien, wenn man bis ans Ende des Lebenszyklus schaut“, meint Kasseckert. Die beiden Baustoffe muss man irgendwann wieder voneinander trennen.

Angesichts des steigenden Bewusstseins und der guten Dämmwerte der Nawaro-Dämmstoffe geht man sowohl in Deutschland als auch in Österreich von stark wachsenden Zahlen in den nächsten Jahren aus. Der Einblasdämmung mit Nawaro-Produkten bescheinigt der Aktionsplan der Energieagentur Österreich aus dem Jahr 2015 gute bis sehr gute Chancen. (hez)

Dämmstoffe richtig eingesetzt

  W/mK μ Dichte (kg/m3)
Stroh 0,049–0,051 1–1,5 95–130
ISO-Stroh 0,037–0,054 1–1,5 85–150
Hanf 0,041–0,045 1–4 40–90
Holzfaserdämmplatte 0,039–0,063 1–5 120–450
Holzwolle (Verbundplatte) 0,032–0,140 5–50 330–500
Mineralwolle 0,032–0,045 1 8–500
Mineralschaum 0,039–0,046 3 90–130
EPS 0,029–0,044 10–87 11–30
XPS 0,031–0,042 50–200 30–45

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