Roger Hackstock präsentierte am 30.10.2017 im Impact Hub Vienna sein neues Buch und bewies, dass die Argumente für die Energiewende nicht in düsteren Zukunftsszenarien zu finden sind, sondern in den Möglichkeiten der neuen Technologien.
Buchpräsentation Flexibel und frei von Roger Hackstock - die Energiewende kann kommen. Bild: HZ
Buchpräsentation Flexibel und frei von Roger Hackstock - die Energiewende kann kommen. Bild: HZ
„Ich hab’ heute das große Vergnügen“, beginnt Florian Klenk seine Einleitung, „Roger Hackstocks neues Buch vorzustellen, das Sie nach der Veranstaltung kaufen müssen“, fordert er und amüsiert damit das Publikum. Dabei meint Klenk, die Energiewende sei kein Partykracher und er habe sich im Vorfeld Gedanken gemacht, wie man das Thema witzig vermitteln kann. Diesmal hat er den Energiewende-Partygarant Roger Hackstock neben sich sitzen.

Reden wir übers Wetter
Erst mal wurde übers Wetter gesprochen. Der starke Wind, die vielen Wirbelstürme, die Extreme, das alles seien Hinweise auf ein sich änderndes Klima. Hackstock fragt: „Was kostet uns die Untätigkeit“ und meint damit die Kosten, die durch Dürren, Überschwemmungen und Schäden durch starke Stürme entstehen. Obwohl Europa die Energiewende ins Rollen brachte, ziehen Asien und Lateinamerika gerade an uns vorbei. „Dort spricht niemand von einem Tausend-Dächer-Programm, dort spricht man gleich vom einem Million-Dächer-Programm“, erzählt er. Woran liegt es, dass Europa da so nachhinkt?, fragt Klenk. Während in Asien neue Systeme aufgebaut werden können, wo vorher eine Unterversorgung war, müssen in Europa Systeme geändert werden. Und das passiere gerade.

Das System ändern
Wenn man einen Blick auf den Strommarkt in Österreich wirft, sieht man die rasante Entwicklung. Die Stromanbieter müssen geregelt werden. War das bisher eine einfache Sache mit wenigen Playern am Markt, sind es heute mehrere zehntausend, dezentral organisierte Stromproduzenten, die von einer Stelle nicht nur täglich, sondern minütlich überwacht und im Bedarfsfall ausgeglichen werden. Hackstock beschwört das Kodak-Phänomen herauf und warnt die großen Player vor einer Zukunft als mittelständisches Unternehmen, wenn sie nicht auf den Zug der Erneuerbaren aufspringen. In einer neu geordneten Stromwelt müssen die tausenden kleinen Kraftwerke zu einem „virtuellen Kraftwerk“ gebündelt werden. Er nennt Start-Ups wie aWATTar, die als Energieversorger auftreten und die vielen Stromversorger zusammenschalten und organisieren.

solaranlageGratis Strom für alle
Hackstocks nächste These lässt aufhorchen. „Irgendwann müssen wir für Strom gar nichts mehr zahlen“. Wie das gehen soll? „Denken Sie mal an Google: Haben Sie je für das Hauptprodukt, die Suchmaschine, bezahlt?“ Hackstock zeichnet das Bild des Geldverdienens durch die Nebentür, was ja bekanntlich bei Google schon lange gut funktioniert. So geht es weiter, munter zum Smart Meter mit den Positionen Datenschutz versus Energieeffizienz, hin zum „Big Brother als Freund“. Mit Schmäh zeichnet er ein Bild von einer Zukunft, in der der Thermostat mehr über uns weiß, als die eigene Oma und in der das System genau weiß, wer ein Einbrecher ist und wer nur während des Urlaubs unsere Blumen gießt. Hackstock besteht darauf, dass die neuen Systeme Vorteile haben. Und wenn er einen Wunsch frei hätte, bekäme er lieber WhatsApp-Nachrichten von seiner Solaranlage als die mühsamen Tabellen, die er erst lesen lernen musste.

Die Veranstalter versprachen eine Video-Zusammenfassung – bleibt dran, wir halten euch am Laufenden.

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